Einladung zum maghrebinischen Fastenbrechen – Ramadan 2024

Anmeldung erforderlich! BITTE MELDE DICH EINZELN über das oben stehende Formular an. Für die Förderung der Vielfältigkeit und Aufgrund der begrenzten Anzahl von Plätzen ist eine Sammelanmeldung nicht möglich. 

Die Teilnahme ist kostenfrei, eine kleine Spende erwünscht! Muslime sowie Nicht-Muslime sind herzlich willkommen.

Seid herzlich willkommen zu unserem maghrebinischen Fastenbrechen im Ramadan 2024! Wir laden euch ein, gemeinsam mit uns im Kulturschloss Wandsbek in familiärer Atmosphäre zu feiern. Ein buntes Programm erwartet euch, das traditionelles Ramadan-Essen und vieles mehr umfasst.

Für eine kulinarische Vielfalt dürfen die Teilnehmer gerne etwas Kulinarisches aus ihrer eigenen Palette an Ramadan-Spezialitäten zum Buffet beitragen.

Der Stammtisch der Kulturen fällt diesmal in den Fastenmonat Ramadan.

Das Maghreb Haus e.V. nutzt die besinnliche Zeit des Ramadan und die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Hamburg als Anlass, gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern, der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft e.V. (Sektion Nord) und dem Deutsch-Marokkanischen Kultur Kontakt e.V., zu einem maghrebinischen Fastenbrechen einzuladen. Die Veranstaltung findet am 23.03. um 17:30 Uhr im Kulturschloss Wandsbek statt.

Mit dieser Zusammenkunft möchten wir ein deutliches Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander in Vielfalt setzen, um gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung einzustehen. Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt, und wir sehen sie als Gelegenheit, unsere Stimmen zu vereinen und für eine Welt einzutreten, in der jeder Mensch respektiert und akzeptiert wird, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion.

Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ sind bundesweite Aktionswochen der Solidarität mit den Gegnerinnen und Gegnern sowie Opfern von Rassismus. Sie stehen 2024 unter dem Motto „Menschenrechte für alle“ und finden vom 11. bis 24. März statt.

Der Fastenmonat Ramadan beginnt dieses Jahr am Montag, den 11. März und endet am Dienstag, den 10. April.

Wir laden euch herzlich zum maghrebinischen Fastenbrechen in familiärer Atmosphäre ein. Wir haben ein buntes Programm für euch vorbereitet. Neben den Vortrag von Dr. Hassan Ied über das Thema Fasten werden inspirierende zweisprachige Sufi-Dichtungen vorgetragen, darunter “O Herrlichkeit!” von Muhyiddin Ibn ‚Arabi und “Das Lied der Rohrflöte” von Jalal Edin Rumi, um die reiche kulturelle Verbindung zu unterstreichen.

Parallel dazu präsentieren wir eine Kunstausstellung von bildenden Künstlern aus dem Maghreb, bei der ausgewählte Werke von den gebürtigen Marokkaner Rachid Talbi und den gebürtigen Algerier Abdelmalek Filah vorgestellt werden. Diese ausgewählten Werke ermöglichen den Besuchern, in die faszinierende Welt der maghrebinischen Kunst einzutauchen.

Kurzvortrag zum Thema Fasten mit Dr. Hassan Ied

Für viele Menschen ist es oft schwer nachzuvollziehen, was Gläubige dazu bewegt, einen ganzen Monat lang strenges Fasten zu praktizieren.

Was bedeutet der Ramadan für die rund 1,9 Milliarden Musliminnen und Muslime weltweit genau, davon etwa 4,5 Millionen in Deutschland? Welche Regeln gilt es zu beachten? Welchen Sinn hat dieses Fasten, und welche Arten davon gibt es? Zudem stellt sich die Frage, ob ein derartiges Fasten gesund ist.

Dr. Hassan Ied, ein in Syrien geborener Arzt und Mitglied der „Freie Deutsch-Syrische Gesellschaft“ (FDSG), wird in seinem Vortrag diese und weitere Fragen beantworten. Dabei wird er nicht nur auf die Bedeutung des Ramadan für Muslime eingehen, sondern auch andere Formen des Fastens beleuchten und die Vorteile des Fastens aus medizinischer Sicht präsentieren.

Kunstausstellung aus dem Maghreb

Insgesamt zeigt die maghrebinische Kunst eine reiche Geschichte und eine lebendige Gegenwart. Vom Erbe der prähistorischen Malereien bis zur modernen zeitgenössischen Kunst bieten die Werke der maghrebinischen Künstlerinnen und Künstler einen einzigartigen Einblick in die kulturelle Identität und die kreativen Ausdrucksformen des Maghreb.

Rachid Talbi – Zeitgenössischer Maler 

RACHID TALBI. Stillleben, Datteln und Granatäpfel. Öl auf Leinwand

Rachid TALBI. Tbourida in Marrakesch. Aquarell.

Der gebürtige Marokkaner Rachid Talbi ist ist ein herausragender zeitgenössischer Maler. Besonders bemerkenswert ist seine Fähigkeit, mit Licht und Schatten zu spielen, was an den Stil des Barockmalers Caravaggio erinnert. Er scheint die Farben und Formen einzuschneiden und zu meißeln, um eine beeindruckende Tiefe und Dimension in seinen Werken zu schaffen. 

Rachid Talbi nutzt seine künstlerische Begabung, um Szenen des Alltags, Porträts, Fantasien, Seestücke und Stillleben in hellem und farbenfrohem Fluss darzustellen. Talbis Malstil ist vielfältig und beeindruckend. Seine Werke zeigen Einflüsse der orientalistischen Malerei, der Impressionisten und anderer Kunstströmungen. Er verwendet verschiedene Techniken wie Öl, Aquarell, Acryl, Pastell, Kohle und Bleistift, um seine Ideen und Emotionen auszudrücken.

Abdelmalek Filah – Bildender Künstler 

ABDELMALEK FILAH. Dattelernte.

ABDEMALEK FILAH. Moschee Sidi Abderrahmane- Algier

Der gebürtige Algerier Abdelmalek Filah ist ein angesehener Künstler und Pädagoge in der bildenden Kunst. Sein künstlerischer Stil folgt den Schulen des Impressionismus und Realismus. Er ließ sich von namhaften algerischen Malern wie Nasserian (Dinet) und Girardet inspirieren. Die Umgebung, in der er lebte, insbesondere die Schönheit der Wüste und ihrer Oasen, sowie die Einzigartigkeit und Identität seiner Umgebung, darunter Dörfer, Städte und der weite Horizont, prägten seine künstlerische Vision. Seine Kunst spiegelt Motive aus dem alltäglichen Leben, Pferde und Reiter, enge Gassen alter Viertel, Obstgärten, Wasserstraßen und andere Aspekte wider, die Nostalgie für die Vergangenheit wecken.

Sufi-Dichtungen

Die Sufi-Bewegung hat im Laufe der Jahrhunderte eine reiche Tradition der Poesie entwickelt, die als Sufi-Dichtung bekannt ist. In der Sufi-Dichtung spielen Liebe, Sehnsucht und Hingabe zu Gott eine zentrale Rolle.

Kamel und Amir Hallouane präsentieren inspirierende zweisprachige Sufi-Dichtungen sowohl auf Deutsch als auch auf Arabisch. Darunter sind “O Herrlichkeit!” von Ibn Arabi und “Das Lied der Rohrflöte” von Jalal Edin Rumi, um die reiche kulturelle Verbindung zwischen Orient und Okzident zu betonen und die Bedeutung der Sufi-Dichtungen im Sufismus zu verdeutlichen.

Der Sufismus, eine mystische Strömung des Islam, ist eng mit der Poesie verknüpft. Besonders bekannt sind die Dichtungen von Mevlana Jalal Edin Rumi und ash-shaykh al-akbar Muhyiddin Ibn Arabi, die eine zentrale Rolle im Sufismus spielen und die spirituellen Ideale und Erfahrungen der Sufis auf poetische Weise ausdrücken. Diese Sufi-Dichter haben einen erheblichen Einfluss auf die Welt der Poesie und Literatur gehabt. Die Themen, die in der Sufi-Dichtung behandelt werden, reichen von der Liebe zu Gott über die Natur der Existenz bis hin zur inneren Transformation und der Reise der Seele. Diese Form der Poesie zeichnet sich durch eine tiefe spirituelle und mystische Dimension aus und drückt häufig die Suche nach Gott, die Liebe zur göttlichen Wirklichkeit sowie die Sehnsucht nach spiritueller Erleuchtung aus.

Die Sufi-Dichtung ist bekannt für ihre metaphorische Sprache und ihren Ausdruck der mystischen Erfahrung. Sie hat einen bedeutenden Einfluss auf die islamische Kultur und Literatur gehabt und wird bis heute von Menschen auf der ganzen Welt geschätzt und gelesen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Die Liebe zu Gott und die Suche nach spiritueller Erfüllung sind zentrale Themen, die in der Sufi-Dichtung immer wiederkehren.

Hier sind einige der erwähnten Sufi-Dichter und ihre Gedichte:

  • Jalal ad-Din Rumi
    Rumi, auch als Mevlana Jalal Edin Rumi bekannt, war ein bedeutender persischer Sufi-Dichter des 13. Jahrhunderts. Seine Gedichte sind bekannt für ihre tiefe Spiritualität und ihre Betonung der Liebe zu Gott. Ein bekanntes Werk von Rumi ist das “Mathnawi” oder “Masnavi,” ein episches Gedicht, das die Suche der Seele nach Gott beschreibt.
  • Ibn Arabi
    Ibn Arabi, auch als ash-shaykh al-akbar Muhyiddin Ibn Arabi, war ein Sufi-Dichter und Mystiker des 12. Jahrhunderts. Genannt der “Größte Meister”, gilt als einflussreichster Mystiker der islamischen Welt. Seine Werke sind geprägt von philosophischen und mystischen Ideen und erkunden die Natur der menschlichen Seele und ihre Beziehung zu Gott.  
  • Abu Madyan al-Ghawth
    Abu Madyan war ein nordafrikanischer Sufi-Dichter des 12. Jahrhunderts. Seine Gedichte zeichnen sich durch ihre Einfachheit und Tiefe aus und betonen die Bedeutung der inneren Erfahrung und Hingabe in der Sufi-Praxis.
  • Ahmad al-Alawi
    Ahmad al-Alawi war ein algerischer Sufi-Heiliger des 19. Jahrhunderts. Seine Gedichte reflektieren die Sufi-Ideale der Liebe, Hingabe und spirituellen Erleuchtung.

Was is Ramadan?

Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender und markiert den islamischen Fastenmonat. Für die rund 1,9 Milliarden Musliminnen und Muslime weltweit, davon etwa 4,5 Millionen in Deutschland, ist er eine besondere Zeit der Hingabe, Selbstreflexion und spirituellen Vertiefung. Der Ramadan steht für Verzicht, Solidarität, Miteinander, Versöhnung und Frieden. Während dieses Monats verzichten Muslime von der Morgendämmerung, dem ersten Gebet, bis zur Abenddämmerung auf Essen und Trinken. Kinder, schwangere und stillende Frauen sowie kranke und alte Menschen können von dieser Regel ausgenommen werden.

Am 11.03.2024 beginnt dieses Jahr die Fastenzeit der Muslime – der Heilige Monat Ramadan und endet am 10. April mit dem Ramadanfest (Eid-ul-Fitr). Mit Einbruch der Dunkelheit wird an jedem Abend das Fastenbrechen (arab. Iftar) in den Kreisen der Familie und Freunde zelebriert. Beim täglichen Fastenbrechen liegt stets ein besonderer Fokus darauf, Gäste einzuladen, um die Botschaft des Teilens und des Miteinanders zu leben und zu erleben. Daher ist der Ramadan auch ein Monat des Miteinanders und der Gastfreundschaft.

 

Kulinarische Spezialitäten des IFTAR

Die Esskultur des Ramadan hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Ursprünglich war das Iftar eine einfache Mahlzeit, bestehend aus Datteln und Wasser. Heutzutage ist das Fastenbrechen zu einem wahren Festmahl geworden, das oft in Gesellschaft von Familie und Freunden geteilt wird und eine Vielzahl von Gerichten umfasst.

Bei unserem Iftar, dem festlichen Abendessen, wird das Fasten traditionell mit mehreren Datteln gebrochen. Hierbei eignen sich besonders die süßen Deglet-Nour-Datteln aus Algerien, die goldbraun, glänzend und angenehm mild sind, relativ süß schmecken und ein verlockendes Aroma besitzen. Dazu wird Harira geereicht, eine typische traditionelle Ramadan-Suppe, die sehr nahrhaft, wärmend und kräftigend ist und einen bedeutenden Platz auf dem Ramadan-Tisch einnimmt. Anschließend folgen verschiedene Gerichte auf dem Buffet.

Das Herz schwenkt dann zwischen einer Vielzahl von Süßigkeiten hin und her: Kalb-Ellouz „gefüllte Mandelherzen“ und Zlabia „zuckersüße Pfannkuchen“. Danach darf ein frischer Minzetee nicht fehlen. Echter Minztee wird im Maghreb stets mit grünem Tee und Minze aufgebrüht und bereits gezuckert serviert. Um einen Tee zuzubereiten, benötigt man drei Dinge, wie die Nomaden sagen: Zeit, Glut und natürlich Freunde. Traditionell wird der Minztee in drei Aufgüssen serviert, nach dem weit verbreiteten Motto: „Das erste Glas ist bitter wie das Leben, das zweite stark wie die Liebe und das dritte sanft wie der Tod“.

Allen unseren muslimischen Mitbürgern wünschen wir eine gesegnete und besinnliche Fastenzeit. 

Wir freuen uns auf eure Teilnahme und einen bereichernden Austausch!

Ramadan Mubarak!

Dr. Djelloul Aroui – Vorsitzender des Maghreb Haus e.V. 

Dounia El KorchiVorsitzende des Deutsch-Marokkanischen Kultur Kontakt e.V.

Ashraf Larbi – Sektionsleiter Nord der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft e.V. 




Einladung zum algerischen Kulturabend – Lesung und Vortrag mit Live-Musik

Das Maghreb Haus e.V – البيت المغاربي lädt ganz herzlich zum algerischen Kulturabend mit Lesung, Vortrag und Live-Musik im Kulturschloss Wandsbek (Königsreihe 4, 22041 Hamburg) am 18.11.2022 um 18:30 Uhr ein.

Nach der coronabedingten Pause starten wir wieder mit unserem Projekt “Stammtisch der Kulturen“. Der Stammtisch der Kulturen steht diesmal ganz im Zeichen Algeriens.

Das Maghreb Haus e.V – البيت المغاربي nimmt zwei Ereignisse zum Anlass: am 5. Juli feierte Algerien 60 Jahre Unabhängigkeit von Frankreich und am 1. November jährte sich zum 68. Mal der Beginn des Algerienkriegs.

Dr. Djelloul Aroui hält einen Vortrag zum Thema “die koloniale Nacht in Algerien” und stellt die bewegte Geschichte Algeriens vor der Unabhängigkeit vor. Der Schwerpunkt liegt auf der französischen Kolonialherrschaft über die Gebiete der heutigen Demokratischen Volksrepublik Algerien von 1830 bis 1962.

Die Verlegerin und Expertin des Maghreb Donata Kinzelbach liest Passagen aus dem Buch „Reparationen im Dreieck Algerien, Frankreich, Deutschland“ des Politikwissenschaftlers Claus Leggewie und diskutiert mit dem Publikum.

Der Musiker Rachid Haroun wird den Kulturabend musikalisch mit dem magischen Klang der Oud und seinem Gesang umrahmen. Der gebürtige Algerier singt Lieder aus der Geschichte der andalusisch-algerischen Musik und spielt dazu auf einer Oud, der arabischen Laute.

Zwischendurch gibt es kulinarische Köstlichkeiten zum Selbstkostenpreis und Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen – über alle Kulturgrenzen hinweg.

In der Diskussionsrunde wird nicht nur an die koloniale Geschichte Algeriens erinnert, sondern werden ihre Auswirkungen auf die Gegenwart wie Frieden und Freiheit, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung erörtert. Zwischendurch gibt es kulinarische Köstlichkeiten zum Selbstkostenpreis und Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen – über alle Kulturgrenzen hinweg.

Vortrag mit Dr. Djelloul Aroui

Dr. Djelloul Aroui hält einen Vortrag zum Thema “die koloniale Nacht in Algerien” und stellt die bewegte Geschichte Algeriens vor der Unabhängigkeit vor.  Der Schwerpunkt liegt auf der französischen Kolonialherrschaft über die Gebiete der heutigen Demokratischen Volksrepublik Algerien von 1830 bis 1962.

Der gebürtige Algerier, Vorsitzender des Maghreb Hauses e.V., engagiert sich für Toleranz und friedliches Zusammenleben und sein Anliegen ist es, die Vermittlung der maghrebinischen Kultur und ihres Beitrages zur europäischen Kultur und zum Weltkulturerbe. Der promovierte Informatiker ist in der IT-Branche tätig und Experte für Digitale Transformation.

In seinem Vortrag geht Dr. Aroui auf die eklatanten Menschenrechtsverletzungen während der französischen Kolonialherrschaft über Algerien ein, die unter sozialistischer, liberaler und konservativer Verantwortung in einem Land besonders schwer wogen, das mit Geschichte und Mythos der „droits de l’homme“ – als Herzstück der Französischen Revolution von 1789 – wie kaum ein zweites verbunden war. Der Algerienkrieg steht in den Standarddeutungen für den Verrat einer westlichen Demokratie an ihren eigenen Prinzipien, für brutale Unterdrückung, immense Opferzahlen und die Etablierung systematischer Folter.  Er war einer der blutigsten Befreiungskriege des 20. Jahrhunderts – dabei war Algerien offiziell gar keine Kolonie, sondern französisches Staatsgebiet – und markierte den Anfang vom Ende der 132 jährigen französischen Kolonialherrschaft in Algerien.. Der Prozess der Befreiung von kolonialer Herrschaft wird als tiefgreifendes Trauma erlebt: massive Zwangsumsiedlung ländlicher Bevölkerungsteile, Folterpraktiken, willkürliche Inhaftierungen und Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren. Der Algerienkrieg belastet die französische Nation bis heute. Man sollte meinen, dass Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg genug gehabt hätte von Gewalt und Gefechten. Doch nur neun Jahre später befindet es sich mit Algerien im Krieg um dessen Unabhängigkeit. Der Algerienkrieg wurde von 1954 bis 1962 ausgefochten und markierte den Zusammenbruch der französischen Kolonialmacht. Er kostete rund 1.5 Millionen Algerier und rund 25.000 Franzosen das Leben. Rund eine Million „pieds-noirs“ verließen verbittert das Land und siedelten sich zumeist in Südfrankreich an. 

Lesung mit Donata Kinzelbach

Die Verlegerin und Expertin des Maghreb Donata Kinzelbach liest Passagen aus dem Buch „Reparationen im Dreieck Algerien, Frankreich, Deutschland“ des Politikwissenschaftlers Claus Leggewie und diskutiert mit dem Publikum. Der Autor skizziert in diesem Buch den schicksalhaften Weg Algeriens von der Kolonialzeit bis heute unter verschiedenen Blickwinkeln, insbesondere im Dreiecksverhältnis Algerien-Frankreich-Deutschland. Der Wechsel von persönlichen Begegnungen und Erlebnissen, von Reportagen mit politischer und sozialwissenschaftlicher Analyse lassen beim Lesen keine Müdigkeit aufkommen. Schlaglichter auf die frühe Kolonialisierung, den Alltag der Siedlergesellschaft und der blutige Freiheitskampf kommen ebenso vor wie der algerische Fußball, die algerische Arbeitsmigration, die Rolle der Frauen, die Bedeutung der Kunst. Ergänzt werden die Texte durch eine eindrucksvolle Bilderauswahl von der Kolonialzeit über die Befreiung bis zur Demokratiebewegung Hirak.

Donata Kinzelbach ist eine deutsche Verlegerin, studierte Komparatistik in Mainz und gründete dort 1987 den Verlag Donata Kinzelbach. Der Maghreb und seine Autoren ist die Welt, auf die sich der Verlag Donata Kinzelbach seit mehr als 35 Jahren als einziger Verlag für Literatur aus dem Maghreb in Deutschland spezialisiert hat. Bislang liegen über 100 Titel namhafter Autoren aus Marokko, Algerien und Tunesien in Übersetzung aus dem Französischen und Arabischen vor, die vom Donata Kinzelbach Verlag herausgegeben worden sind. Donata Kinzelbach leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung und zum Kennenlernen des Maghreb. Sie erhielt 2000 für ihr Lebenswerk den Medienpreis „Mohammed Nafi Tschelebi“ des Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland Stiftung e.V. (ZIAD) und wurde 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz für besondere verlegerische Verdienste und interkulturellen Einsatz ausgezeichnet.

Live-Musik mit Rachid Haroun

Der Musiker Rachid Haroun wird den Kulturabend musikalisch mit dem magischen Klang der Oud und seinem Gesang umrahmen. Der gebürtige Algerier singt Lieder aus der Geschichte der andalusisch-algerischen Musik und spielt dazu auf einer Oud, der arabischen Laute. Die Wurzeln von Rachids andalusisch-arabischen Musik liegen weit zurück, in den Tagen des frühen Mittelalters, als die Mauern noch Teil der multikulturellen spanischen Gesellschaft waren. Mit seiner andalusisch-algerischen Musik entführt er das Publikum in eine Welt voller Leidenschaft, Rhythmus, Tanz und »Tarab« – Rausch und Genuss von Musik..

 

 

 

Kulinarische Köstlichkeiten

Zwischendurch gibt es kulinarische Köstlichkeiten zum Selbstkostenpreis und Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen – über alle Kulturgrenzen hinweg.

Wir begrüßen unsere Gäste nach maghrebinischer Tradition mit Pfefferminztee. Der Pfefferminztee ist nicht nur ein reines Getränk sondern, gilt als Zeichen der Gastfreundschaft und ist ein im Maghreb weit verbreiteter Brauch. Um ein Tee zuzubereiten, braucht man drei Dinge, sagen die Nomaden: die Zeit, die Glut und natürlich die Freunde. Üblicherweise werden drei Gläser gereicht nach dem weit verbreiteten Motto: „Das erste Glas ist bitter wie das Leben, das zweite stark wie die Liebe und das dritte sanft wie der Tod“.
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