Stammtisch der Kulturen – Maghrebinischen Fastenbrechen 2025

Ein maghrebinischer Iftarabend mit Musik, Malerei und Poesie –  die rund 100 Gäste im Kulturschloss Wandsbek erlebten auf Einladung von Maghreb Haus e.V. und dem Deutsch-Algerischen Kulturverein e.V. (DAKV e.V.) und dank der besonderen Unterstützung von Frau Bouchra Sabil einen Abend voller Spiritualität, Gemeinschaft und lukullischer Genüsse.
Bei der Veranstaltung am 22. März 2025, die auch Teil der Internationalen Wochen gegen Rassismus war, kamen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammen, um gemeinsam das Fastenbrechen im Ramadan, auch Iftar genannt, zu begehen.

Ab 17:30 Uhr wurden die Türen des wunderschön dekorierten Raumes mit seiner einladenden Atmosphäre für das Fastenbrechen in einem familiären Rahmen für die Gäste geöffnet. Ab 18:00 Uhr begann der festliche Abend mit einer beeindruckenden Darbietung des Almuhajirin Chors Hamburg. Die Gäste erlebten den Klang islamischer Lieder und Melodien und tauchten in eine zeitlose Tradition ein, die ihre Seele berührte.

Moderation und Gäste

Jutta Höflich, Mehdi und Dr. Djelloul Aroui
Mehdi Aroui, Abbad Cheik, Dr. Djelloul Aroui

Im Anschluss begrüßte Jutta Höflich, die Moderatorin des Abends und Vorstandsmitglied des Maghreb Haus e.V. und DAKV e.V., die Gäste herzlich, unter ihnen der neue Honorarkonsul der Islamischen Republik Mauretanien, Abbad Cheik, die Mitglieder der Bezirksversammlung Wandsbek Birgit Wolff  (FDP) und Sami Khokhar (Grüne -Bündnis 90), Mehdi Aroui von der Al Manar Stiftung für islamische Kultur und islamische Bildung und Dr. Hassan Ied von der Freien Deutschen Syrischen Gesellschaft.
Nach der anschließenden Vorstellung des Programms und der Akteure des Abends, dem Almuhajirin Chor, dem Sufi-Dichter Rainer Siehl und der Perkussionistin Dr. Uta Schilling, bat die Moderatorin um die Aufmerksamkeit für einen besonderen Menschen.

Gedenken an Nadia

In einem bewegenden Moment wurde Nadia gedacht, die Anfang Februar für immer von uns gegangen ist. Mit ihrem Engagement und ihrer stets positiven Ausstrahlung war sie ein sehr geschätztes Vereinsmitglied. Im Einklang mit der islamischen Tradition wurden die Koranverse 77 bis 83 aus Surat Yassin von Herrn Ahmad Alnaddaf vorgelesen. Diese Verse sind für ihre spirituelle Bedeutung bekannt und dienen dazu, für die Seele eines Verstorbenen zu beten und ihr Frieden zu wünschen. In stillem Gedenken an Nadia wurde der Moment mit einer besonderen, friedvollen Atmosphäre erfüllt, die allen Anwesenden Trost und Besinnung brachte. Das Gebet für ihre Seele war ein Ausdruck der Verbundenheit und des Respekts für ihr Leben und Wirken innerhalb der Gemeinschaft.

Ansprache von Dr. Djelloul Aroui

In der folgenden Ansprache von Dr. Djelloul Aroui, Vorsitzender des Maghreb Haus e.V. und des DAKV e.V., hob dieser die Bedeutung des Fastenbrechens und des Ramadans hervor. Er hieß die Gäste und Kooperationspartner herzlich willkommen und betonte, dass das Fastenbrechen weit mehr sei als ein Mahl – es symbolisiere Zusammenhalt, Freundschaft und Respekt. Dr. Aroui verband die Werte des Ramadans – Selbstbeherrschung, Mitgefühl und Solidarität – mit dem interkulturellen Dialog und dem Ziel einer Welt, in der jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Behinderung, mit Würde und Achtung behandelt wird.

Sami Khokhar, Dr. Djelloul Aroui, Birgit Wolff

Die Initiatoren förderten mit der kostenlosen Teilnahme ein lebendiges Miteinander und setzten ein klares Zeichen für Vielfalt und Zusammenhalt. „Gemeinsam stehen wir gegen Rassismus und Diskriminierung ein und machen uns für eine Welt stark, in der jeder Mensch – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder einer Behinderung – mit Respekt und Würde behandelt wird“, so der Vorsitzende des Maghreb Haus e.V. und des DAKV e.V.


Fastenbrechen – Iftar

Um 18:38 Uhr ertönte der Muezzin durch Herrn Ahmad Alnaddaf. Für das Beten wurde eine Extra-Raum zur Verfügung gestellt. Das Fastenbrechen begann nach dem Adhan mit Datteln und der traditionellen Harira, die mit ihrem würzigen, reichhaltigen Geschmack die Sinne anregte und den Auftakt zu einem unvergesslichen Iftar-Erlebnis bildete. Im Anschluss lockte ein köstliches Buffet, das die Gäste in die vielfältige und raffinierte Welt der maghrebinischen Küche entführte und mit einer eindrucksvollen Auswahl an Spezialitäten die Gaumen verwöhnte. Die bunte Vielfalt an Farben und Aromen spiegelte nicht nur die kulinarische Tradition des Maghreb wider, sondern trug auch zur warmen, familiären Atmosphäre bei, die den Abend prägte.

Das Iftar-Buffet war ein wahres Fest der Sinne. Besonders hervorzuheben ist der aromatische Oliven-Tajin, dessen intensive Gewürzmischung und zarte Aromen der Oliven eine wahre Geschmacksexplosion boten. Ein süßes Quitten-Gericht, das mit seiner raffinierten Balance aus fruchtiger Süße und würzigen Noten glänzte, setzte einen weiteren geschmacklichen Höhepunkt und rundete das Buffet perfekt ab. Für herzhaften Genuss sorgten die zarten, goldbraun gebratenen Hähnchen, die zusammen mit einem frischen Burgur-Salat und einer Auswahl knackiger Salate das Buffet bereicherten. Der Safran-Reis, dessen goldene Farbe und samtiger Geschmack das gesamte Buffet veredelte, zog die Blicke der Gäste auf sich. Aber auch die traditionellen Spezialitäten wie Mtawem, Bastila und Batbout, die in perfekt aufeinander abgestimmten Aromen harmonierten, versprachen ein unvergessliches Geschmackserlebnis. Der knusprige Bourek, gefüllt mit würzigen Köstlichkeiten, fügte sich ideal in die bunte Vielfalt des Buffets ein. Der frische Minztee, mit seiner milden Süße und den duftenden Kräutern, rundete das kulinarische Erlebnis ab und verlieh dem Abend einen Hauch von Magie.

Die Vielfalt der Gerichte und die harmonische Zusammenstellung machten das Iftar-Buffet zu einem wahrhaft besonderen Erlebnis, das nicht nur den Gaumen, sondern auch das Herz erwärmte und den Abend unvergesslich machte. Ein herzlicher Dank gilt Frau Aroui, Frau Ghazli, Frau Hellouane und dem gesamten Team von Bouchra Sabil sowie allen, die zum Buffet beigetragen haben. Durch ihre liebevolle Auswahl und Zubereitung traditioneller Speisen bereicherten sie das Fastenbrechen und schufen eine Atmosphäre des Miteinanders und der Brüderlichkeit, die den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis machten.

Ab 20:00 Uhr setzte das Programm mit dem Almuhajirin Chor fort.

Der Chor, bestehend aus Ahmad Alnaddaf, Abdulrahim Aljouja, Mahmud Al Ismail, Mohamad Al Ismail und Khaled Morad, vereint traditionelle Nasheeds mit kraftvoller Vokalmusik und rhythmischer Begleitung des Daf. Mit seiner klaren Botschaft von Frieden, Liebe und Zusammenhalt stärkte der Chor die Verbindung zum Glauben, förderte interkulturelles Verständnis und lieferte mit seiner spirituellen Musik die perfekte Einstimmung auf den nächsten Programmpunkt.

Almuhajirin Chor

Vortrag und Sufi-Dichtungen

Rainer Siehl sprach über die Bedeutung des Ramadans und die Botschaften des Sufismus im Einklang mit universellen

Werten wie Toleranz, Liebe und Antidiskriminierung. Rainer Siehl kam zum ersten Mal mit den Werken Rumis während seines Studiums der Evangelischen Theologie in Berührung. Vor rund 20 Jahren hat er zum Islam gefunden. Seit über 20 Jahren ist er nebenberuflich Lehrer für Tai Chi, Qi Gong und Kung Fu. Als leidenschaftlicher Sufi-Dichter orientiert er sich an den Werken von Rumi und drückt seine Gedanken und Gefühle in der mystischen Dichtkunst aus. Nach seinem spannenden Vortrag entführte eine Auswahl seiner Sufi-Dichtungen die Gäste in die mystische Welt des Islams. Begleitet wurden die Verse von der Perkussionistin Uta Schilling, die mit ihrer Trommelkunst den Dialog der Kulturen zum Klingen brachte. Sie ist eine engagierte, begeisterte Mittlerin zwischen den Kulturen.

Rainer Siehl
Dr. Uta Schilling

Unterstützung durch Frau Bouchra Sabil und ihrem Team

Bouchra Sabil, Dr. Djelloul Aroui, Rainer Siehl

Frau Bouchra Sabil, die zum ersten Mal an der Veranstaltung teilnahm, erwies sich als wahre Bereicherung. Als stellvertretende Funktionsbereichsleiterin in der Zentralambulanz des UKE Hamburg engagiert sich die gebürtige Marokkanerin mit außergewöhnlichem Einsatz für zahlreiche wohltätige Projekte. Ihr Engagement und ihre Leidenschaft für die Gemeinschaft sind beeindruckend und hinterließen auch an diesem Abend einen bleibenden Eindruck. Zudem wirkte sie maßgeblich an der Programmgestaltung mit und unterstützte gemeinsam mit ihrem Team die Vorbereitung des Iftar-Buffets. Mit viel Liebe und Hingabe schmückte sie den Raum mit wunderschönen Ramadan-Dekorationen, die eine Atmosphäre von Wärme, Licht und Segen verbreiteten. Ihr Einsatz war ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte Solidarität und den kulturellen Zusammenhalt, der Menschen verbindet.

Während der gesamten Veranstaltung hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Kunstwerke aus dem Maghreb des  gebürtigen Algerier Noureddine Kour zu bewundern. Kour, ein Vertreter der „Hurufiyya-Schule“, nutzte die arabische Sprache und Buchstaben als visuelle Kompositionselemente. Der Begriff „Hurufiyya“ stammt vom arabischen Wort „ḥurūf“ ab, was „Buchstaben“ bedeutet. Diese Kunstbewegung spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung der zeitgenössischen arabischen Kunst. Die Gemälde luden die Gäste ein, in die mystische Welt der arabischen Kalligrafie und die Vielfalt der algerischen Kunst einzutauchen.

Arabische Schriftmalkunst 

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Schlusswort und Danksagung

Zum Abschluss bedankte sich Dr. Aroui bei allen Beteiligten, die diese besondere Veranstaltung möglich gemacht haben. Ein großes Dankeschön ging an Frau Bouchra Sabil und ihr Team für ihre wertvolle Unterstützung und die liebevolle Gestaltung des Raumes sowie für die köstlichen Gerichte, die sie zum Buffet beigesteuert haben. Ebenso bedankte sich der Initiator der Veranstaltung beim Almuhajirin Chor Hamburg, Herrn Rainer Siehl, Frau Dr. Uta Schilling und allen weiteren Akteuren für ihre mitreißenden Beiträge.
Ein riesiges Dankeschön an alle, die mitgeholfen haben! Eure Unterstützung bedeutet uns viel – insbesondere Mourad, Youcef, Taha, Salaheddine und Mohamed. Schließlich galt ein besonderer Dank den Gästen, die durch ihre Teilnahme den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Ihre Anwesenheit und Ihr Engagement haben nicht nur das Fastenbrechen bereichert, sondern auch den interkulturellen Dialog gestärkt.
Der Abend war ein voller Erfolg, sowohl als kulturelles Event als auch als Beitrag zur interkulturellen Verständigung und zum sozialen Austausch. Das Maghreb Haus e.V. freut sich darauf, auch in Zukunft solche wunderbaren Veranstaltungen zu organisieren, die den Austausch zwischen Kulturen fördern und das Verständnis füreinander vertiefen.

Dr. Djelloul Aroui, Jutta Höflich




Yennayer-Feier 2975 – 10 Jahre Maghreb Haus e.V.

Am Samstag, dem 11. Januar 2025, verwandelte sich das Kulturschloss in Hamburg in einen Ort der Begegnung und des interkulturellen Austauschs. Anlass war eine besondere Doppel-Feier: Der Maghreb Haus e.V. beging in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Algerischen Kulturverein e.V. das traditionelle Amazigh-Neujahrsfest Yennayer 2975 und zelebrierte gleichzeitig sein zehnjähriges Bestehen. Diese einzigartige Kombination machte die Veranstaltung zu einem beeindruckenden Fest maghrebinischer Kultur und herzlicher Verbundenheit. Zahlreiche Gäste folgten der Einladung, darunter hochrangige Ehrengäste wie Seine Exzellenz, der Botschafter der Demokratischen Volksrepublik Algerien, Herr Larbi El Hadj Ali, der Konsul der Demokratischen Volksrepublik Algerien, Herr Manseur Ahcene, und der Konsul der Tunesischen Republik, Herr Nizar Jebabli.

Empfang und Begrüßung

Bereits ab 18:00 Uhr wurden die Gäste mit traditionellem Pfefferminztee als Zeichen der Gastfreundschaft im festlich geschmückten Kulturschloss empfangen. Die warme und einladende Atmosphäre bot den perfekten Rahmen für anregende Gespräche und erste Begegnungen. Amir Hallouane führte als charmanter und professioneller Moderator durch den Abend und gab den Anwesenden einen prägnanten Überblick über das abwechslungsreiche Programm.

Offizielle Ansprachen und Grußworte

Nach der Begrüßung hieß Dr. Djelloul Aroui, Vorsitzender des Maghreb Hauses und Deutsch-Algerischen Kulturvereines, die Ehrengäste herzlich willkommen und dankte den Ehrengästen für ihre Anwesenheit und Unterstützung. In seiner Ansprache betonte er die tiefe Bedeutung von Yennayer als Symbol für den Kreislauf des Lebens, die Verbundenheit mit der Natur und die Kontinuität der maghrebinischen Kultur. Er hob die zentralen Werte der Amazigh-Kultur – Gastfreundschaft, Toleranz und Respekt vor der Umwelt – hervor und dankte den engagierten Künstlern und Musikern (El-Kelaa Ensemble, Malik Mé und seine Zahratou Walet) sowie dem gesamten Organisationsteam um Jutta Höflich, Amir Hallouane, Mourad Bekakcha, Youcef Badjadi. Sein besonderer Dank galt seiner Frau Naziha Aroui, die mit ihren traditionellen Gerichten und ihrer Unterstützung bei den Vorbereitungen maßgeblich zum Gelingen des Abends beitrug.  Mit den traditionellen Neujahrswünschen „Assguass Amggaz! Assguass Ambarki!“ übergab Dr. Aroui das Wort an Seine Exzellenz, Herrn Botschafter Larbi El Hadj Ali.

Botschafter Larbi El Hadj Ali übermittelte im Namen der algerischen Botschaft in Berlin herzliche Glückwünsche zum neuen Jahr und bedankte sich beim Maghreb Haus und dem Deutsch-Algerischen Kulturverein für die Einladung.  Er würdigte Yennayer als festen Bestandteil der algerischen Identität und Kultur und verwies auf die offizielle Anerkennung des Festes in Algerien seit 2018.. Der Botschafter betonte zudem die Bedeutung der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls innerhalb der algerischen Gemeinde in Deutschland und die Notwendigkeit, das kulturelle Erbes, insbesondere der drei Grundpfeiler „Islam, Arabität und Amazighität“, zu bewahren. 

Auch der tunesische Konsul, Herr Nizar Jebabli, sprach den Anwesenden seine Glückwünsche aus und bedankte sich für die Einladung. Er lobte das Engagement von Dr. Djelloul Aroui für die Förderung der maghrebinischen Gemeinschaft und betonte die reiche Vielfalt und Toleranz der gemeinsamen maghrebinischen Identität sowie das harmonische Zusammenleben der Kulturen in der Region. Er gratulierte den Amazigh-Gemeinschaften und wünschte ihnen Frieden, Harmonie und Wohlstand für das neue Jahr.

Kulturelle Darbietungen und Präsentationen

Ein zentraler Bestandteil des Abends war die facettenreiche Präsentation der nordafrikanischen Kultur. Das El-Kelaa Ensemble eröffnete den Abend mit einer mitreißenden musikalischen Reise durch den Maghreb. Mit den charakteristischen Klängen des algerischen Chaâbi und weiteren traditionellen Melodien begeisterten sie das Publikum, indem sie Werke legendärer Künstler wie Amar Azzahi und Kamel Messaoudi auf eindrucksvolle Weise interpretierten. Durch die harmonische Verschmelzung von traditionellen und modernen Klängen schuf das Ensemble eine einzigartige Erfahrung, die die kulturelle Vielfalt und die emotionale Tiefe der algerischen Chaâbi-Musik in ihrer ganzen Pracht erlebbar machte. Die talentierten Musiker aus Algerien kombinierten meisterhaft traditionelle Instrumente wie Mandola, Tar und Derbouka mit modernen Klängen von Gitarre und Banjo. So gelang es ihnen, authentische Rhythmen und Melodien mit zeitgenössischem Flair zu vereinen und ein eindrucksvolles musikalisches Kaleidoskop zu schaffen.

Dr. Djelloul Aroui präsentierte im Anschluss einen informativen Vortrag über die kulturelle und historische Bedeutung von Yennayer. Er erläuterte den Bezug zum Berberkalender (2975) und erinnerte an den berberischen Pharao Scheschonq I. Er betonte die Bedeutung des Festes für die Stärkung von Gemeinschaft, Geschichte und Identität und würdigte bedeutende Persönlichkeiten, die die Geschichte des Maghreb prägten und das europäische sowie Weltkulturerbe bereicherten: Hannibal Barkas, Juba II, Augustinus von Hippo, Fatima Al-Fihri, Ibn Arabi, Sidi Boumediene, Averroes (Ibn Rushd), Ibn Khaldoun, Leo Africanus, Emir Abdelkader und Cheikh Khaled Bentounes.

Die Kunst der Erzählung spielte ebenfalls eine bedeutende Rolle: Mourad Bekakcha entführte das Publikum mit zwei fesselnden Märchen aus dem Maghreb – „Der Kaufmann und der Papagei“ und „Der wundersame Granatapfelbaum“. Diese Erzählungen behandelten auf poetische Weise Werte wie Freiheit, Weisheit, Vergebung und Demut. Ein weiteres Märchen, „Das Gebet“, vorgetragen von Naziha Aroui, thematisierte die Bedeutung von Spiritualität und einer authentischen, individuellen Gottesbeziehung. Begleitet wurden sie von der eindrucksvollen Perkussion von Khayrullo Dadoboev, der auf verschiedenen Instrumenten spielte, darunter die Handpan/Hang, die Frame Drum und die Doyra. Zusammen mit der musikalischen Begleitung schufen diese Erzählungen eine zauberhafte Atmosphäre und nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Welt der orientalischen Geschichten.

Malik Mé präsentierte sein Kunstprojekt „Bab Dzair“, eine Miniaturreise, die das maurische Erbe mit moderner Kreativität verband. Inspiriert von den Ornamenten algerischer Baukunst – filigrane Türen, Fenster und Arkaden – verbindet er das reiche maurische Erbe mit zeitgenössischer Kreativität. Seine beeindruckenden Miniaturmodelle erzählen Geschichten von Tradition und Innovation und laden dazu ein, die Schönheit algerischer Baukunst neu zu entdecken.

Zahratou Walet, eine stolze Touareg-Frau, öffnete ihr Herz und ihre private Schmucksammlung, um uns in die faszinierende Welt der Touareg einzuladen – tief verwurzelt in der Magie der Wüste. Ihre liebevoll handgefertigten Schmuckstücke vereinen Geschichte, Tradition und zeitlose Eleganz. Einige dieser Schätze sind über 200 Jahre alt und tragen die Geschichten ihrer Herkunft in sich. Jedes Stück erzählt von der tiefen Verbundenheit der Touareg mit ihrer Heimat und lässt uns ihre reiche Kultur hautnah erleben. Malik Mé entführte uns mit seiner Präsentation auf eine ebenso inspirierende Reise. Mit Charme und Leidenschaft brachte er uns den kulturellen Reichtum der Touareg näher: ihre kunstvollen Schmucktraditionen, die geheimnisvolle Schrift Tifinagh, die historische Stadt Djanet als Oase von Geschichte und Kultur sowie die alten Felsmalereien im Tassili n’Ajjer. Zusammen mit den Legenden über die Schleier der Touareg-Männer öffneten sie ein Fenster in die spirituelle und kulturelle Tiefe eines Volkes, das seit Jahrhunderten für seine Weisheit, Eleganz und Kunstfertigkeit bewundert wird.

Kulinarische Genüsse und Ausstellungen

Zwischen den kulturellen Darbietungen und im weiteren Verlauf des Abends wurden die Gäste mit einer Auswahl an traditionellen maghrebinischen Köstlichkeiten verwöhnt. Besonders hervorgehoben wurde das Couscous, das seit 2020 als immaterielles UNESCO-Kulturerbe des Maghreb anerkannt ist. Ergänzt wurde das Couscous durch traditionelle Gebäcksorten, die für ihre süße Vielfalt und die liebevolle Zubereitung geschätzt werden. Als besonderes Highlight erhielten die Gäste eine traditionelle Yennayer-Mischung, zart und liebevoll in kleinen Beuteln verpackt – ein Symbol der Freude, des Teilens und des kulturellen Zusammenhalts. Diese warme Geste trug dazu bei, die festliche Atmosphäre zu bereichern und verstärkte die Botschaft der Gemeinschaft und des Miteinanders, die den Abend auf so schöne Weise prägte.

Gleichzeitig wurde eine Kunstausstellung des algerischen Künstlers Mourad Tbarha gezeigt, der mystische Wüstenlandschaften mit einer einzigartigen Mischung aus Licht, Schatten und kräftiger Farbgebung darstellt. Tbarha fängt die Schönheit und Geschichte seiner Heimatregion ein, indem er Abstraktion und Realismus meisterhaft verbindet. Seine Werke laden den Betrachter ein, die tiefgründige Natur und Kultur der Wüste in ihrer vollen Tragik und Schönheit zu erleben.

10 Jahre Maghreb Haus e.V. – Ein Rückblick und Ehrungen

Im Rahmen des Jubiläums blickte Jutta Höflich auf die zehnjährige Geschichte des Maghreb Hauses zurück und hob wichtige Projekte hervor, wie den Stammtisch der Kulturen, die Teilnahme an den Arabischen Kulturwochen in Hamburg, die Maghreb Kulturtage und das Konzert für Toleranz sowie das jährliche Yennayer-Fest und das gemeinsame Fastenbrechen. Besonders hervorgehoben wurde dabei das unermüdliche Engagement des Vereins für den interkulturellen Dialog und die Vermittlung der reichen Geschichte und vielfältigen Kultur des Maghreb.

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden Ehrungen für herausragende Unterstützung und Engagement im Bereich des interkulturellen Austauschs ausgesprochen. Seine Exzellenz, der Botschafter der Demokratischen Volksrepublik Algerien, Herr Larbi El Hadj Ali, der Konsul der Demokratischen Volksrepublik Algerien, Herr Manseur Ahcene, sowie der Konsul der Tunesischen Republik, Herr Nizar Jebabli, wurden für ihre Teilnahme und ihre kontinuierliche Unterstützung des Maghreb Hauses geehrt.

Darüber hinaus erhielten auch die Kooperationspartner, wie das Kulturschloss, einige Migrantenorganisationen sowie Mitglieder und Unterstützer des Maghreb Hauses Anerkennungszertifikate und kleine Geschenke als Zeichen der Wertschätzung für ihren wertvollen Beitrag und ihre engagierte Unterstützung. Auch die Mitglieder des neugegründeten Deutsch-Algerischen Kulturvereins e.V. wurden für ihr Engagement in der Förderung der algerischen Kultur und der kulturellen Vielfalt geehrt.

Fazit

Die Yennayer-Feier 2975 im Kulturschloss war ein rundum gelungenes Fest, das Tradition, Jubiläum und interkulturelle Begegnung auf harmonische Weise vereinte. Die Veranstaltung bot den Gästen eine vielfältige und bereichernde kulturelle Erfahrung und würdigte zugleich die zehnjährige erfolgreiche Arbeit des Maghreb Hauses im Bereich des interkulturellen Dialogs und der Völkerverständigung. Der Abend war ein großer Erfolg und trug maßgeblich dazu bei, die reiche nordafrikanische Kultur einem breiten Publikum näherzubringen.

Wir bedanken uns herzlich bei allen, die dazu beigetragen haben, dieses wunderbare Event möglich zu machen und die Kultur des Maghreb zu feiern.

Dr. Djelloul Aroui

 




70 Jahre nach Beginn des Algerienkriegs – Ein Abend der Erinnerung und Kultur 02.11.2024

Am Samstag, den 2. November 2024, lud der Verein Maghreb Haus e.V. zu einem algerischen Kulturabend im Kulturschloss Wandsbek in Hamburg ein, um den 70. Jahrestag des Ausbruchs des algerischen Befreiungskrieges zu ehren. Die Veranstaltung bot ein abwechslungsreiches Programm mit Lesungen, Vorträgen, Musik und kulinarischen Köstlichkeiten, um die kulturelle und historische Vielfalt Algeriens zu würdigen.

Moderator Amir Hallouane hieß die Gäste zu Beginn der Veranstaltung herzlich willkommen und gab ihnen einen Überblick über das abwechslungsreiche Programm des Abends. Mit Charme und Fachwissen führte er das Publikum durch die verschiedenen Programmpunkte und schuf eine einladende Atmosphäre, die das Eintauchen in die algerische Kultur ermöglichte. Dank seiner lebendigen und einfühlsamen Moderation gelang es ihm, die Vorträge, Lesungen und musikalischen Darbietungen harmonisch miteinander zu verbinden, sodass die Zuhörer die kulturellen und historischen Aspekte des Abends in vollen Zügen genießen und besser verstehen konnten.

Dr. Djelloul Aroui, Vorsitzender des Maghreb Haus e.V., begrüßte die Gäste und sprach über die Bedeutung dieses historischen Jubiläums. Er bedankte sich bei den Anwesenden, dass sie gemeinsam mit dem Maghreb Haus e.V. den 70. Jahrestag des Ausbruchs des algerischen Befreiungskrieges feierten. „Algerien hat sich seine Unabhängigkeit blutig erkämpft und heute jährte sich der Beginn des Aufstands gegen die Kolonialmacht zum 70. Mal. Der Algerienkrieg war einer der blutigsten Befreiungskriege des 20. Jahrhunderts und kostete 1.5 Millionen Algerier das Leben“, beschrieb Dr. Aroui die außerordentliche Grausamkeit des Algerienkrieges und bat die Anwesenden um eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Algerienkrieges sowie alle Opfer von Krieg, Gewalt und Terrorismus.

In einem bewegenden Vortrag beleuchtete er den Algerienkrieg und seinen historischen Kontext, beginnend mit einem kurzen Einblick in die prähistorischen Zivilisationen Algeriens. Der Krieg, der von 1954 bis 1962 dauerte, gilt als einer der blutigsten Befreiungskriege des 20. Jahrhunderts, geprägt von massiver Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen, die das kollektive Gedächtnis der Nation bis heute prägen. Dr. Aroui hob die bis heute spürbaren Auswirkungen der Kolonialzeit auf die algerische Gesellschaft hervor und betonte, dass Dialog und Verhandlungen essenziell für die Konfliktlösung sind. Die Achtung der Menschenrechte und internationale Zusammenarbeit seien wesentliche Grundpfeiler für nachhaltigen Frieden. Gleichheit aller Menschen, unabhängig von Herkunft oder Religion, sei von entscheidender Bedeutung, während Toleranz und Respekt die Grundlage einer friedlichen Gesellschaft bilden.

Nach einer kurzen Pause las Donata Kinzelbach, Gründerin des Kinzelbach Verlags, aus Werken algerischer Autoren, die sich mit dem Algerienkrieg und seiner Bedeutung für die algerische Identität auseinandersetzen. Kinzelbach, eine Pionierin der Maghreb-Literatur und Trägerin des Integrationspreises sowie des Deutschen Verlagspreises 2024, setzt sich seit langem für den kulturellen Dialog ein. Sie las Passagen aus „Reparationen im Dreieck Algerien, Frankreich, Deutschland“ von Claus Leggewie sowie aus dem Roman „Ausgeblendet“ von Maïssa Bey. Leggewie skizziert darin Algeriens schicksalhaften Weg von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart und beleuchtet das Verhältnis zwischen Algerien, Frankreich und Deutschland aus verschiedenen Perspektiven. Kinzelbach las zudem aus Maïssa Beys Roman, der von einer zufälligen Begegnung dreier Menschen in einem Zug erzählt, darunter ein ehemaliger französischer Soldat und eine Algerierin, deren Vater im Unabhängigkeitskampf ums Leben kam. Die Begegnung von Täter und Opfer wird hier mit großer psychologischer Genauigkeit dargestellt und hinterlässt beim Leser eine tiefgehende Nachdenklichkeit.

Instrumentenbauer Mohamed Khoudir bot den Gästen eine tiefgehende Einführung in die Welt algerischer Musikinstrumente, wobei er besonders auf die Oud und verschiedene Lautentypen sowie deren handwerkliche Bauweise einging. Die Ausstellung widmete sich den feinen Details der Herstellung und präsentierte verschiedene Modelle und regionale Varianten der Laute, die tief in der algerischen Kultur verwurzelt sind. In seinem Vortrag führte Khoudir die Zuhörer von den mittelalterlichen Ursprüngen der Laute bis zu ihrer heutigen Form und Bedeutung. Dabei erläuterte er, wie sich das Instrument im Laufe der Jahrhunderte ständig weiterentwickelte und an verschiedene kulturelle Einflüsse anpasste. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf die andalusische Epoche, deren musikalische Traditionen die algerische Kultur tief geprägt haben. Diese Zeit gilt als eine Blütephase, in der die Oud ein zentrales Element der musikalischen Identität wurde. Ein weiterer Abschnitt seines Vortrags beleuchtete die Rolle der Musik in der französischen Kolonialzeit. Khoudir hob hervor, wie Musikinstrumente wie die Oud in dieser Zeit nicht nur als Kunstwerke, sondern auch als Ausdrucksformen des kulturellen Widerstands gegen die Kolonialmacht dienten. Musik wurde so zu einem unverzichtbaren Bestandteil des algerischen Erbes, das auch in schwierigen Zeiten bewahrt und weitergegeben wurde.

Musikalisch wurde der Abend von dem Berliner Musiker Rachid Haroun und seiner Begleitband umrahmt, die mit andalusisch-algerischen Klängen algerische Traditionen lebendig werden ließen. Rachid spielte auf der algerischen Mandola traditionelle Lieder über Liebe und Sehnsucht, begleitet von Toufik Benbessa an der Darbuka, Mohamed Khoudir am Daf und Jugourtha Amari an der Tar. Die Musik fesselte die Zuhörer und zog sie in ihren Bann. Der Musiker Rachid Haroun wird den Kulturabend mit seiner beeindruckenden andalusischen Stimme musikalisch umrahmen. Begleitet von seinen Musikern und mit seinem virtuosen Spiel auf der algerischen Mondola entführt er das Publikum in die bezaubernde Welt der andalusisch-algerischen Musik.

Der Abend bot den Gästen reichlich Gelegenheit zum persönlichen Austausch. Bei traditionellem Pfefferminztee und landestypischen Köstlichkeiten kamen sie miteinander ins Gespräch und tauchten in die algerische Kultur ein. Kulinarisch wurden algerische Spezialitäten wie Tajine, traditionelles Gebäck und aromatischer Minztee serviert, die den Gästen ein authentisches Geschmackserlebnis boten.

Dieser besondere Abend vereinte historische Tiefe, kulturelle Vielfalt und interkulturellen Dialog. Die Kombination aus Literatur, Musik und Geschichte schuf einen Raum für Austausch und stärkte das Bewusstsein für Algeriens reiches kulturelles Erbe.

Ein herzliches Dankeschön geht an alle Beteiligten für diesen gelungenen Abend!
Dr. Djelloul Aroui – Vorsitzender
Maghreb Haus e.V.



Stammtisch der Kulturen – Zuckerfest 2024

Am Freitag, den 12. April, lud das Maghreb Haus e.V. zu einem maghrebinischen Zuckerfest im Kulturschloss Wandsbek ein, um das Ende des Fastenmonats Ramadan zu feiern. Die Gäste wurden in authentischer maghrebinischer Tradition mit duftendem Pfefferminztee herzlich empfangen, was gleichzeitig den Beginn eines Abends voller kultureller und musikalischer Höhepunkte markierte. Als prominenter Gast war Herr Jebabli, der Konsul der tunesischen Republik in Hamburg, anwesend.

 

 

Nach der herzlichen Begrüßung durch den Vorsitzenden Dr. Djelloul Aroui folgte eine fesselnde Dia-Präsentation der renommierten Fotografin Marion Beckhäuser. Ihre eindrucksvollen Aufnahmen boten den Gästen faszinierende Einblicke in den Alltag der Region, von atemberaubenden Landschaften bis hin zu lebendigen Porträts, die das authentische Leben der Algerier und Marokkaner auf eindrucksvolle Weise widerspiegelten.

Der Abend wurde durch die mitreißenden Klänge der Masika Band zu einem wahren musikalischen Fest. Die Bandmitglieder, darunter Adam Saidaini mit seinem virtuosen Spiel an der Oud und der Geige, Ashraf Larbi am Tamburin sowie Houssem Chakroun als Sänger, begeisterten das Publikum mit ihren einzigartigen Darbietungen. Suleyman Muhammed bereicherte die Aufführungen zusätzlich mit seinem Gesang und virtuosen Spiel an der Oud. Außerdem hat ein talentierter Musiker aus Tadschikistan die Trommel gespielt, während Yusef Alhamwe musikalisch beigetragen hat.

   

Die Veranstaltung bot darüber hinaus eine reiche Auswahl an traditionellen Spezialitäten, darunter köstlicher Couscous und delikate Zuckerfest-Gebäcke. Diese Speisen ermöglichten den Gästen, die kulinarische Vielfalt Nordafrikas zu genießen und ihre Sinne zu verwöhnen.

         

Der Abend verlief in einem außergewöhnlichen Ambiente, das von Freude, Verbundenheit und kultureller Wertschätzung geprägt war. Es war ein gelungener Anlass, der nicht nur das Ende des Ramadan feierte, sondern auch die reiche Kultur und Tradition des Maghreb in Hamburg zelebrierte.

Ein herzliches Dankeschön geht an alle Beteiligten, Künstler, Organisatoren und Gäste, die diesen unvergesslichen Abend möglich gemacht haben. Ihre Beiträge und Unterstützung haben dazu beigetragen, dass dieser Abend ein voller Erfolg wurde und die Werte von Gemeinschaft und kultureller Vielfalt hochgehalten wurden.

Dr. Djelloul Aroui – Vorsitzender des Maghreb Haus e.V.

Bilder aus dem Buch ‚Käpt’n Herz übernimmt das Ruder‘ von Marion Beckhäuser – Algerien Tassili n´Ajjer.
Bilder aus dem Buch „Käpt’n Herz übernimmt das Ruder“ von Marion Beckhäuser – Algerien Tassili n´Ajjer.
Bilder aus dem Buch ‚Käpt’n Herz übernimmt das Ruder‘ von Marion Beckhäuser- Marokko Fantasia.
Bilder aus dem Buch ‚Käpt’n Herz übernimmt das Ruder‘ von Marion Beckhäuser – Marroko Fes.



Stammtisch der Kulturen – Fastenbrechen am 24.03.2024

Am 23.03.2024 fand im Kulturschloss Wandsbek in Hamburg das Fastenbrechen des Maghreb Haus e.V. statt. In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Marokkanischen Kultur Kontakt e.V. (vertreten durch Dounia El Korchi, Vorsitzende) und der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft e.V. (vertreten durch Ashraf Larbi, Sektionsleiter Nord) lud der Verein zu einem maghrebinischen Iftar-Empfang ein. 

Rund 100 Gäste – Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime – sind am Samstag im Kulturschloss zusammengekommen, um gemeinsam das Fastenbrechen im Ramadan, auch Iftar genannt, zu begehen. Mit der kostenlosen Teilnahme wollten die Initiatoren im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus in Hamburg ein lebendiges, tolerantes Miteinander fördern und ein deutliches Zeichen für Toleranz in Vielfalt setzen, um gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung einzustehen. Prominente Gäste wie der Konsul der tunesischen Republik, Herr Jebabli, Vertreter der hamburgischen Bürgerschaft, Frau Dr. Carola Ensslen (Die Linke) und Herr Gulfam Malik (SPD), sowie Vertreter der Bezirksversammlungen Wandsbek, Herr Sami Khokhar (Die Grünen) und Herr Patrick Martens (SPD), und aus Altona Herr Hasan Burgucuoglu (Die Linke), waren anwesend. Ebenfalls anwesend waren Vertreter verschiedener Organisationen wie Mehdi Aroui, Vorstandsvorsitzender der AL MANAR Stiftung, Dr. Mohammed Khalifa, Gründer und Koordinator der Arabischen Kulturwochen, und Dr. Hassan Ied von der Deutsch-Syrischen Gesellschaft.

Die Veranstaltung wurde von Amir Hellouane moderiert, der das Programm vorstellte und das Wort an Dr. Djelloul Aroui übergab. Der Vorsitzende des Maghreb Haus e.V., Dr. Djelloul Aroui, begrüßte die Gäste und betonte in seiner Ansprache, dass das Fastenbrechen heute nicht nur ein Moment des gemeinsamen Genießens von Speisen und Getränken sei, sondern auch ein Ausdruck von Gemeinschaft, Freundschaft und Respekt füreinander. Er sah die Veranstaltung als Gelegenheit, die Stimmen zu vereinen und für eine Welt einzutreten, in der jeder Mensch respektiert und akzeptiert wird, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder jeglicher Behinderung. Seine Worte unterstrich er mit dem inspirierenden Zitat von Rumi: „Hör mit den Ohren der Toleranz. Sieh durch die Augen des Mitgefühls. Sprich die Sprache der Liebe.“

Verschiedene prominente Gäste, darunter Herr Jebabli, Konsul der tunesischen Republik, Frau Dr. Carola Ensslen (Die Linke) und Herr Gulfam Malik (SPD), Mitglieder der hamburgischen Bürgerschaft, sowie Herr Sami Khokhar (Die Grünen), Mitglied der Bezirksversammlung Wandsbek, ergriffen das Wort, um sich vorzustellen. Sie bedankten sich bei den Organisatoren für die Einladung und begrüßten solche Initiativen, die Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenbringen und den interkulturellen Dialog fördern.

Danach erfolgte der Ruf des Muezzins mit Herrn Reda Hamoud, und im Anschluss wurde Harira serviert.

Ein abwechslungsreiches Programm wurde präsentiert, das eine Brücke zwischen Kunst, Kultur und Kulinarik schlug. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, Kunstwerke aus dem Maghreb von den gebürtigen Marokkanern Rachid Talbi und den gebürtigen Algeriern Abdelmalek Filah zu bewundern, während sie gleichzeitig die traditionelle maghrebinische Küche und Gastfreundschaft beim Fastenbrechen genossen.

Die Gerichte des Ramadan-Buffets zeichneten sich durch eine Vielfalt an Farben und Geschmacksrichtungen aus und wurden von den Teilnehmern als besonders köstlich empfunden. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den Köchinnen bedanken, die stundenlang in der Küche standen und für uns typisch leckere Spezialitäten vorbereitet haben: Frau Naziha Aroui, Frau Saida Hellouane, Frau Dounia El-Kourchi, Frau Nadia Hamou und Herr Youcef Badjadi.

Die mystische Musik von Reda Hamoud und seinen Begleitern trug zusätzlich zur angenehmen Atmosphäre bei und wurde von allen sehr genossen.

Dr. Hassan Ied hielt einen Vortrag zum Thema “Ramadan-Lifestyle und die gesundheitlichen Vorteile des Fastens”. Er stellte die Geschichte des Fastens vor und betonte, dass das Fasten eine der ältesten Therapieanwendungen in der Medizin sei. Danach beleuchtete er die Bedeutung des Fastens im Islam und präsentierte die positiven Auswirkungen des Fastens aus medizinischer Sicht, wie etwa auf unseren Herz-Kreislauf, Stoffwechsel, Gewichtsverlust usw., durch das Gesunde Fasten-Dreieck (Diät, Schlaf und Übungen).

Zudem präsentierten Amir und Kamel Hellouane zwei sprachliche Sufi-Dichtungen “O Herrlichkeit!” von Ibn Arabi, um die kulturelle Verbindung zwischen Orient und Okzident sowie die Toleranz im Sufismus zu betonen.

Muhyiddin Ibn Arabi – O Herrlichkeit!

O Herrlichkeit! Inmitten von Flammen ein Garten.
Mein Herz empfänglich kann auf jegliche Form warten.
Mal ist es eine Wiese, wo weiden Gazellen
Mal ist es ein Kloster mit Mönchen der Christen;
Mal ist es ist ein Tempel der Bilder;
Mal ist es die Kaaba der Pilger;
Mals sind es Tafeln der Thora;
Mal ist es das Buch des Qur’an.
Ich will die Religion der Liebe sehen:
Welchen Weg auch immer die Kamele der Liebe gehen,
Der ist meine Bekennung,
Der ist meine Überzeugung.

Die Veranstaltung wurde abgerundet mit einem Märchen aus dem Buch “Kleine Märchen, große Weisheiten” von Naceur-Charles Aceval. Frau Dr. Alima Ponten las das Märchen “Der Kaufmann und der Papagei“, das die Wichtigkeit von Freundschaft und Freiheit betont.

Der Abend verlief in einem außergewöhnlichen Ambiente und war ein voller Erfolg.

Ein herzliches Dankeschön geht an alle Beteiligten für diesen gelungenen Abend!

Dr. Djelloul Aroui – Vorsitzender




Maghrebinischer Kulturabend – YENNAYER 2973!

 
🇩🇿🇲🇦🇹🇳🇱🇾🇲🇷❤️ⵣ Das war ein wunderbares Neujahrsfest der Imazighen, das ganz im Zeichen des Maghreb stand.ⵣ❤️🇲🇷🇱🇾🇹🇳🇲🇦🇩🇿
Rund 100 Gäste waren der Einladung zum Neujahr der Imazighen – Yennayer 2973 ins Kulturschloss Wandsbek am 13.01.2023 gefolgt, die von Dr. Djelloul Aroui, Vorsitzender des Maghreb Haus e.V., herzlich empfangen wurden. Dann wurde der traditionelle warme Pfefferminztee zur Begrüßung als Zeichen der Gastfreundschaft überreicht.
Den Besuchern wurde ein buntes Programm geboten. In seinem Vortrag über die Geschichte und Tradition des Neujahrsfestes der Imazighen gab Dr. Djelloul Aroui einen Einblick in die mehr als 3000 Jahre alte Berberkultur.
Wir haben mit unseren Gästen einen musikalischen Abend der besonderen Art im Kulturschloss Wandsbek genossen. Die Musiker Ali Shibly, Adam Saidani und Ashraf Larbi spielten populäre Lieder aus dem Maghreb und sorgten für tolle Stimmung. Es bestand auch die Möglichkeit, die von Olfa mitgebrachten traditionellen Kleidungen anzuprobieren und durch den Abend zu tragen.
Das Highlight des Abends war der Märchenerzähler Naceur Aceval und die besondere Art, seine Geschichte zu erzählen. Dann nahm Aceval die Zuhörer mit auf eine Reise in die wunderbare Welt der frei erzählten Märchen aus dem Maghreb voller Magie und Lebensfreude und mit Witz und Humor.
„Überall wo Menschen sind, lebt das Wort und reist mit ihnen. Menschen die Geschichten erleben, erzählt oder gehört haben kommen und gehen. Allein das Wort bleibt, reist und erreicht immer sein Ziel. Und wenn die Menschen längst fort sind, so lebt das Wort weiter und die Erzählungen reisen mit anderen Menschen. So ist das Wort heute zu Euch gekommen. Bewahrt es in Euren Herzen und erzählt es weiter, Euren Geschwistern, Euren Freundinnen und Freunden und Verwandten. Lasst es weiterreisen, das Wort!“ „Hört, damit die Geschichte weiterreisen kann! Hört, damit das Wort nicht stirbt!“ so begrüßte Aceval seine Gäste.
Aceval ist ein Märchenerzähler mit einer ungewöhnlichen Biografie. Als Sohn einer algerischen Nomadenfamilie verbrachte er seine Kindheit in den Nomadenzelten der Familie seiner Mutter – eines Nomadenstamms der Ouled Sidi Khaled in Tousnina – Tiaret. Aceval, der mittlerweile seit 40 Jahren in Deutschland lebt und heute in Weil im Schönbuch wohnt, vereint mehrere Kulturen in sich. Er erzählt im algerischen Dialekt, auf Französisch und auf Deutsch mit Charme und Humor und schlägt mit seiner Erzählkunst eine Brücke zwischen Menschen und Ländern, zwischen dem Maghreb und Europa – ein Mittler zwischen Kulturen.
 
Zwischendurch wurden die traditionsreichen maghrebinischen Gerichte – köstlichen Couscous mit Händchen und 7 Gemüsen und unterschiedliche Arten von Gebäck – serviert. Der zwischen dem Maghreb und Europa Brücken bauenden Abend wurde von Jutta Höflich moderiert.
 
Eine Ausstellung arabischer Schriftmalkunst mit einer Präsentation über die Verbindung zwischen Design und Kalligraphie.
Mit ihren ausgewählten Werken gab die Künstlerin und Innenarchitektin Hala Bahri einen Einblick in die faszinierende Welt der arabischen Schriftmalkunst. 
Sie befasst sich zurzeit mit der arabischen Kalligraphie als Kunstform und drückt ihre Inspirationen und Emotionen kreativ als arabische Schriftmalkunst mit Stift und Papier aus. Ihre Werke und ihr Projekt WaKaN sind detailreich auf ihre Webseite www.wakan-kultur.de dargestellt. Hala baut durch die Ästhetik der arabischen Schrift Brücken zwischen Orient und Okzident.
Unter den Gästen befanden sich den Leiter der Hamburger Sektion der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft Ashraf Larbi, den Initiator der Arabischen Kulturwochen von der Universität Hamburg Dr. Mohammed Ahmed Khalifa, die Vorsitzende des Deutsch-Marokkanischen Kultur Kontaktes e.V. Dounia El Korchi und Dr. Hassan Ied von Freie Deutsch-Syrische Gesellschaft e.V.
Zum fünften Mal in Folge widmete das Maghreb-Haus e.V. seinen „Stammtisch der Kulturen“ am 13. Januar einem der ältesten nordafrikanischen Volksfeste, dem „Yennayer“.
Danke sagen wir allen, die das Neujahrfest 2973 zu einem unvergessenen Abend gemacht haben.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Künstlern und Künstlerinnen, Gästen, Helfern und Helferinnen, die diesen Kulturabend wieder ermöglicht haben. Vielen lieben Dank für die schönen Fotos an Jutta Höflich, Tarik Aouadi und Ralf Groeneveld. Ein besonderer Dank gilt allen, die sich bis zur Erschöpfung großartig um die kulinarische Versorgung unserer Teilnehmer gekümmert haben. Naziha, Saida, Atika, Yousef Badjadi, Kamel Hallouane und Abdessalam Bouchiba – Herzlichen Dank!



Das Neujahrsfest der Imazighen 2970

Das Neujahrsfest der Imazighen im Kulturschloss Wandsbek entwickelt sich zur Tradition. Zum vierten Mal in Folge widmete das Maghreb-Haus e.V.  seinen „Stammtisch der Kulturen“ am 10. Januar einem der ältesten nordafrikanischen Volksfeste, dem „Yennayer“. Und so begrüßte der Vorsitzende des Vereins, Dr. Djelloul Aroui, die Gäste mit dem typischen Neujahrsgruß „ Assguass Amggazi „- „Bonne Année Amazigh“ und die interessierten Hamburgerinnen und Hamburger mit „Frohes Neues Amazigh Jahr 2970“. Nach einer kurzen Vorstellung des Vereins ging Dr. Aroui auf die Geschichte des Yennayer-Festes ein, das seit der Antike und noch heute im Maghreb und von den Maghrebinerinnen und Maghrebinern weltweit gefeiert wird. Heute wird „Yennayer“, wörtlich „der erste Monat“ oder auch „Tor des Jahres“ in Algerien am 12. Januar und in Tunesien und Marokko am 13. Januar gefeiert. Und natürlich hat jedes Land und jede Region seine Besonderheit, von denen der Vortragende einige vorstellte. Dazu gehört natürlich auch ein festliches Essen. Und so waren die Gäste bei köstlicher Tajine, Minztee und Grieskuchen eingeladen, zu genießen, sich kennenzulernen oder auszutauschen, bevor Adam Saidanii mit Volksliedern aus den verschiedenen Maghreb-Ländern begeisterte bzw. zum Mitsingen einlud. Unter den Gästen: Gabriele Kamensky, Leiterin der Hamburger Sektion der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft, sowie Dr. Mohammed Khalifa, Initiator der Arabischen Kulturwochen von der Universität Hamburg.

Das Neujahr der Imazighen

Das traditionsverankerte Neujahrsfest „Yennayer“ wird seit der Antike und noch heute im Maghreb und weltweit von Maghrebiner gefeiert. Das Neujahr der Imazighen „Yennayer“ ist eines der ältesten Volksfeste, das seit der Antike in Nordafrika gefeiert wird. Die Jahrtausend alte Festlichkeit „Yennayer“, wörtlich das „erster Monat“ oder auch als „Tor des Jahres”, wird jedes Jahr am 12. oder 13. Januar gefeiert. So wird in Algerien am 12. Januar und in Marokko und Tunesien am 13. Januar in das neue Jahr hineingefeiert. Dieses Datum entspricht dem ersten Januartag des Julianischen Kalenders, 12 Tage später als der gregorianische Kalender.

Das „Yennayer“ soll die Inthronisierung eines Pharao mit Amazigh-Wurzeln in Ägypten markieren. Es wird in Verbindung mit der Thronbesteigung von Pharao Schenschong I. gebracht. Der libysche Pharao soll den Ägyptischen Thron im Jahr 950 v. Chr. bestiegen haben, nachdem er einen erfolgreichen Feldzug gegen Ägypten geführt hatte. Auf ihn soll die 22. Dynastie Ägyptens begründet sein.

 




65. Jahrestag des Ausbruchs des algerischen Befreiungskrieges

Anlässlich des 65. Jahrestages des Ausbruchs des algerischen Befreiungskrieges hatte das Maghreb Haus e.V. am 08.11.2019 zu einem Vortrag mit dem Vorsitzenden des Maghreb Hauses e.V., Dr. Djelloul Aroui, einer Lesung mit der Verlegerin und Algerien-Expertin Donata Kinzelbach und einer Präsentation der Musikinstrumente des Maghreb mit Mohamed Khoudir ins Kulturschloss Wandsbek geladen.

Nach einer kurzen Begrüßung führte Dr. Aroui in das Thema des Abends ein und bedankte sich bei allen Gästen dafür, dass sie mit dem Maghreb Hauses e.V. den 65. Jahrestag des Ausbruchs des algerischen Befreiungskrieges feierten: „Algerien hat sich seine Unabhängigkeit blutig erkämpft und heute vor einer Woche jährte sich der Beginn des Aufstands gegen die Kolonialmacht zum 65. Mal. Der Algerienkrieg war einer der blutigsten Befreiungskriege des 20. Jahrhunderts und kostete 1.5 Millionen Menschen das Leben – vorwiegend Algerier“, beschrieb Dr. Aroui die außerordentliche Grausamkeit des Algerienkrieges und bat die Anwesenden um eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Algerienkrieges sowie alle Opfer von Krieg und Gewalt.

Im Anschluss las Donata Kinzelbach aus dem Band „Im Aufbruch“ von Amin Khan. Seit dem 22. Februar gehen Millionen von Menschen in Algerien auf die Straße. Was sie fordern, sind die Umsetzung humanitärer Werte und die Implementierung einer politischen Führung, die integer die Rechte des Volkes vertritt. Der Band vereint Beiträge zu den Demonstrationen und gibt Einblicke in politische und soziologische Hintergründe. Es folgten noch einige Auszüge aus dem Roman „Ausgeblendet“ von Maïssa Bey – ein kurzer, aber in seiner emotionalen Genauigkeit beeindruckender Roman, der von der zufälligen Begegnung dreier Menschen in einem Zug erzählt. Ein ehemaliger französischer Soldat trifft auf eine Algerierin, deren Vater im Unabhängigkeitskampf von den Franzosen verhaftet und ermordet wurde. Dieses Aufeinandertreffen von Täter und Opfer wird mit einer faszinierenden psychologischen Genauigkeit dargestellt, die den Leser betroffen, aber nicht hoffnungslos zurücklässt.

In seinem anschließenden Vortrag „Gegen das Vergessen – der blutige algerische Befreiungskrieg“ beleuchtete Dr. Aroui die Hintergründe eines der blutigsten Befreiungskriege des 20. Jahrhunderts und ging auf die eklatanten Menschenrechtsverletzungen während der algerischen Kolonialzeit ein. Gemäß der Grundsätze der französischen Revolution von 1789 „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ betonte er, dass der Algerienkrieg ein Verrat einer westlichen Demokratie an ihren eigenen Prinzipien für brutale Unterdrückung, immense Opferzahlen und die Etablierung systematischer Folter war. Die französische Kolonialzeit durchlief drei Etappen 1) Volkswiderstände von 1830 bis zum ersten Weltkrieg, 2) Entstehung des algerischen Nationalismus nach dem ersten Weltkrieg und 3) Bewaffneter Aufstand zur Einheit des algerischen Nationalismus von 1954 bis 1962. In der Zeit von 1830 bis zum ersten Weltkrieg hatte es vereinzelt antikoloniale und lokale Aufstände gegeben, die brutal niedergeschlagen wurden. Die wichtigsten Führer des Volksaufstands gegen die französischen Eroberer waren Emir Abdelkader (1808 – 1883), Lalla Fatma N’Soumer (1830 – 1863), Cheick Almokrani (1815 – 1815) und Cheick Bouamama (1833 – 1908). Nach dem ersten Weltkrieg verstärkte sich die nationale Bewegung. Zwei Persönlichkeiten haben seine weitere Entwicklung geprägt: Messali Hadj, der Begründer der ersten nationalistischen Partei 1926, und Abdulhamid Ben Badis, der Führer der Organisation der Ulema, die lokale Autorität, die über die korrekte Interpretation der islamischen Glaubenslehre entscheidet und die politische Rechte für alle Algerier forderten. Nach dem Massaker von 1945 wurden kritische Stimmen laut, dass die politische Rechte für die Algerier nur durch einen nationalen bewaffneten Aufstand für die Unabhängigkeit Algeriens möglich wäre. Am 1. November1954 war es soweit. Nach acht Jahren war der Algerienkrieg zu Ende und Algerien wurde in die Unabhängigkeit entlassen.

Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Oud-Bauer und -Restaurator Mohamed Khoudir. 1996 hatte der aus einem Vorort von Algier stammende 23-jährige Algerier vor dem Bürgerkrieg in Algerien das Weite gesucht. Über Italien und Süddeutschland landete er vor 20 Jahren in Berlin. Im nachtaktiven Kreuzberg betreibt er eine kleine Werkstatt. Am Eingang ist auf Deutsch und Arabisch zu lesen: „Musikinstrumente – Bau, Reparatur und Pflege“ und an den Wänden hängen verschiedene Musikinstrumente, unter anderem Ouds und Gimbris sowie ein kleines Lern-Kanun, eine Kastenzither, die es sich patentieren ließ. Von den Instrumenten hatte Khoudir, der in Deutschland eine Erzieher- sowie Musik- und Klangtherapieausbildung absolvierte, einige Exemplare mitgebracht. „Die Gimbri ist eins der Hauptinstrumente der Gnawa-Musik und der Vorläufer der Oud“, erzählte Khoudir und lud die Gäste zur Interaktion ein. Diese hatte beim Ausprobieren der verschiedenen Musikinstrumente viel Spaß.

Den Abschluss des Abends bildete wie immer das gemeinsame Abendessen – natürlich mit algerischen Spezialitäten wie Couscous, Tajine und Minztee.




Maghreb-Kulturtage 2018 – Kultureller Brückenbau durch Literatur und Karikaturen

Der Vortragsabend im Rahmen der Maghreb-Kulturtage vom 11. bis 15.12.2018  stand ganz im Zeichen zweier starker Frauen, die sich der Völkerverständigung zwischen Deutschland und dem Maghreb verschrieben haben: Zum einen die Tunesierin Dr. Sameh Dridi, die sich dank eines Stipendiums den Traum eines Studiums in Deutschland erfüllte und heute als interkulturelle Trainerin und Sprachdozentin tätig ist. Zum anderen Donata Kinzelbach, die während ihres Studiums der vergleichenden Literaturwissenschaft in Mainz das facettenreiche Schriftgut aus dem Maghreb entdeckte und sich seit der Gründung des Donata Kinzelbach Verlages der Übersetzung von Werken namhafter Autorinnen und Autoren aus Nordafrika verschrieben hat. Im Jahr 2008 wurde die aus der Eifel stammende Verlegerin von Bundespräsident Dr. Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz zuerkannt „für über 20 Jahre Vermittlung zwischen Kulturen und Kulturkreisen“ (Jens Beutel, Oberbürgermeister der Stadt Mainz).

Vorgestellt wurden die beiden Referentinnen des Abends am 12.12.2018 in den Räumlichkeiten der „Paritätische Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.“ an der Wandsbeker Chaussee 8 von der Schriftführerin des Maghreb-Hauses Jutta Höflich, die den Abend moderierte.

Karikaturen sagen mehr als tausend Worte – Eine Selbstreflexion Vortrag von Dr. Sameh Dridi

In ihrem Vortrag „Karikaturen sagen mehr als tausend Worte – Eine Selbstreflexion“ ging die promovierte Ethnologin und Islamwissenschaftlerin Sameh Dridi auf das Medium Karikatur ein, das vielfältige und aktuelle Themen aufgreift, wie zum Beispiel gesellschaftlichen Zustände, Wertvorstellungen oder Ereignisse.

Zu Beginn ihres Vortrages ging sie der Frage nach, was „Karikatur“ eigentlich bedeutet:

Definition

„Karikatur (von lateinisch carrus ‚Karren‘, also: Überladung, und italienisch caricare ‚überladen‘, ‚übertreiben‘) bedeutet die komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen, auch mit politischem bzw. propagandistischem Hintergrund“

Wikipedia

Karikatur in der Geschichte

Die ersten Karikaturen, so der Blick in die Geschichte, soll es bereits in der Antike gegeben haben. Auf altägyptischen Papyri, griechischen Vasen oder als römische Wandmalerei fanden sich vereinzelt Karikatur ähnliche Darstellungen. In der Renaissance entwickelte sich der Begriff der Karikatur dann allgemein für die komische oder satirische oder spottende bis kritisch wirkende Überladung oder für das Übertreiben zur Kennzeichnung des besonderen, zur Isolierung des auffälligen in der bildenden, darstellenden und literarischen Kunst.

Interkulturelles Potenzial

Im heutigen Zeitalter der Globalisierung birgt das Medium der Karikatur ein hohes interkulturelles Potenzial im DaF-Unterricht (Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache). Schließlich spielt sich Sprachdidaktik nicht im „Elfenturm“ ab und soll nicht abgehoben von der Realität sein, sondern kann auch national geprägt sein, auch durch die jeweilige Sprache. Schließlich prägen die jeweilige Sprache und die jeweilige Kultur des Landes auch das wissenschaftliche Denken und Argumentieren und damit indirekt auch die jeweilige Didaktik. Gerade mit sprachlichem Material, das heutzutage in Form authentischer Texte bzw. Bilder in großen Mengen zur Verfügung steht, kann man die interkulturellen Fähigkeiten/Kompetenzen entwickeln helfen.

Welches Potenzial Karikaturen, aber auch welche Gefahren dieses Medium birgt, machte die Vortragende an verschiedenen Beispielkarikaturen deutlich. Dabei wurde deutlich, dass es in den verschiedenen Kulturen unterschiedliche Tabugrenzen gibt. Paradebeispiel: Der blutige Anschlag auf das Pariser Satiremagazin «Charlie Hebdo» am 7. Januar 2015 mit seinen zwölf unschuldigen Opfern, der auch in Deutschland eine Diskussion über die Freiheit von Wort und Bild, von Spott und Parodie auch in zugespitzter Form insbesondere in Bezug auf Religion entfachte. Letztendlich gilt aber noch immer der legendäre Satz von Kurt Tucholsky „Was darf Satire? Alles!“ Umso größer ist die Herausforderung zu vermitteln, dass man mit dem Medium der Karikatur auch offensichtlichen und verdeckten Fremdenhass entlarven, Autoritäten vom Sockel stoßen und politische Entscheidungen kritisieren kann.

In der anschließenden Pause genossen die Gäste die Gelegenheit, sich bei Pfefferminztee und Gebäck mit Frau Dr. Dridi auszutauschen.

Die vielseitige und facettenreiche Literatur des Maghreb  –  Vortrag von Donata Kinzelbach

Im zweiten Teil des Abends berichtete Donata Kinzelbach über ihre Tätigkeit als Verlegerin von Literatur aus dem Maghreb. Bereits während ihres Studiums der Komparatistik entdeckte sie die Literatur aus dem Maghreb für sich und gründete nach ihrem Abschluss im Jahr 1987 ihren eigenen Verlag in ihrer Wahlheimat Mainz. Die ersten Jahre seien beschwerlich gewesen, verriet aus der Eifel stammende Verlegerin, da ihr das nötige Wissen für die Verlagsbranche und die Erfahrungen fehlten. Auch die Informationsbeschaffung sei damals schwieriger als im heutigen Zeitalter der Digitalisierung gewesen. Neben ihrem besonderen Interesse für Algerien und die algerische Literatur fokussierte sie sich auch auf Belletristik aus Tunesien und Marokko. Mit dieser sehr speziellen Ausrichtung hat sie sich im deutschsprachigen Raum ein bislang einmaliges Profil erarbeitet.

Avancierte Erzähltechniken und breites Themenspektrum

Und woher kommt die Begeisterung für die Literatur aus dem Maghreb? Zum einen begeistern die Verlegerin die avancierten Erzähltechniken. Jüngstes Beispiel: Der Email-Roman „Jasmin“ von der algerischen Autorin Nadia Sebkhi, die im Kulturteil der Liberté als „sculpteuse de mots“ (Bildhauerin der Worte) gefeiert wurde. Zum anderen haben die Autoren in den Ländern, in denen es so viele politisch und religiös-kulturell bedingte Probleme gibt wie in Algerien, Marokko und Tunesien reichlich Gelegenheit sich abzuarbeiten. Zu nennende Themenschwerpunkte sind die Kolonialzeit, die Gesichter der Migration sowie der Flucht nach Europa.

Verlagsarbeit

Wie aber gelangen die Texte zu Donata Kinzelbach? Viele der Autoren und seit 2002 auch Autorinnen kommen direkt auf sie zu, da sie sich über die Jahre in der Region einen Namen gemacht hat. Zwei bis drei Mal im Jahr reist sie in die Länder und besucht die großen, wichtigen Buchmessen wie etwa Salon International du Livre d’Algier oder den Salon International de l’Edition et du Livre de Casablanca bzw. empfängt die Schriftsteller und Schriftstellerinnen daheim in Mainz. Die Manuskripte liest sie zumeist erst auf Französisch. Insbesondere die ältere Generation schreibt und veröffentlicht noch in der Kolonialsprache. Bei den Werken der neuen Generation, die sich eher dem Arabischen zuwendet, wartet sie die Übersetzung ab.

Den Fokus auf die junge Generation legen

Apropos neue Generation – ein besonderes Anliegen von Donata Kinzelbach ist auch der Kontakt zu jungen Menschen hierzulande. Sie möchte diese mit neuen Ländern und Kulturen konfrontieren und somit Horizonte öffnen. Und so findet man in ihrem Portfolio auch Schulmaterial für den Französischunterricht.

Zukunftswünsche

Und welche Wünsche hat Donata Kinzelbach für die Zukunft? Dass der Buchmarkt für kleine unabhängige Verlage wie ihrem erträglich bleibt, so die Antwort der bescheidenen Grande Dame der Maghreb-Literatur.

Fazit

Der Vortragsabend endete ganz im Sinne der Maghreb-Kulturtage mit dem Fazit, dass sowohl über den Weg der Literatur sowie auch der Karikatur kulturelle Missverständnisse überwunden werden können und dass es zwischen Maghreb und Europa nicht nur Trennendes, sondern auch viel Gemeinsames gibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Völkerverständigung durch Literatur – Lesung mit Donata Kinzelbach im Rahmen der Maghreb-Kulturtage 2018

Als Kultur (lat. cultura: Pflege, Landbau) bezeichnet man in der Wissenschaft und in der Alltagssprache eine ganze Reihe von höchst unterschiedlichen Phänomenen. Dazu gehören neben u.a. Kunst und Technik, Wissenschaft und Religion, Recht und Wirtschaft auch Literatur.

Umso größer war die Freude, im Rahmen der Maghreb-Kulturtage vom 11.12. bis 15.12.2018 mit Donata Kinzelbach die Grande Dame der Maghreb-Literatur in Hamburg begrüßen zu dürfen. Nach dem Studium der vergleichenden Literaturwissenschaften gründete 1987 in Mainz den Donata Kinzelbach Verlag, der sich auf die Herausgabe von Literatur aus dem Maghreb – also Algerien, Marokko und Tunesien – in deutscher Übersetzung spezialisierte. Im Jahr 2008 wurde Donata Kinzelbach von Bundespräsident Professor Dr. Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz zuerkannt „für über 20 Jahre Vermittlung zwischen Kulturen und Kulturkreisen“ (Jens Beutel, Oberbürgermeister der Stadt Mainz). Am 13.12. gastierte die bescheidene und warmherzige Frau mit einem eindrucksvollen Leseabend in den Räumlichkeiten von „Die Paritätische Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.“ und nahm die Gäste auf eine spannende Reise durch die Themen und Lebenswelten des Maghreb und seiner Autorinnen und Autoren mit.

Gestrandet – Ein Flüchtlingsroman aus Marokko

Viele Afrikaner lassen beim Versuch, illegal nach Europa einzureisen, ihr Leben. Über ihre Motive und Hoffnungen ist in der Berichterstattung jedoch nur wenig zu lesen. Der marokkanische Schriftsteller Youssouf Amin Elalamy (*1961) gibt ihnen in seinem Buch „Gestrandet“ eine Stimme. Schließlich habe die Literatur die Macht, die menschliche Dimension solcher Ereignisse in den Vordergrund zu rücken, sagt der 1961 geborene marokkanische Autor. Und so startete Donata Kinzelbach ihren Streifzug durch die Literatur des Maghreb mit Auszügen aus dem unter die Haut gehenden Roman über den Untergang eines Flüchtlingsbootes im Mittelmeer. Damit griff sie ein Thema auf, dass zwar nicht erst seit 2015 aktuell ist, von dem die Gäste aber alle auf die unterschiedlichste Weise persönlich betroffen sind. Dabei berührte nicht nur die tragische Geschichte der dreizehn Protagonisten, zwölf Männer und eine schwangere Frau, sondern auch die sehr sensible und poetische Sprache, mit der Elalamy die Ereignisse beschreibt. Elalamys Buch wurde in seiner Heimat mit dem Prix Grand Atlas Maroc ausgezeichnet.

„Mimi und Aicha“: Eine marokkanische Jugend in Europa

Nach der Lesung aus dem bewegenden Flüchtlingsdrama stellte die Verlegerin den 2009 in deutscher Sprache erschienenen Roman „Mimi und Aicha“ von Mina Oualdlhadj in Auszügen vor. In dem Werk beschreibt die in Autorin humorvoll das Leben zweier Frauen marokkanischer Herkunft, die in Belgien ihre Erfahrungen machen, so wie viele junge Leute, die mit zwei Kulturen aufwachsen, den Traditionen der Eltern in ihrem Heimatland und dem modernen Leben in Europa. Ein Buch voller Zweifel und Hoffnung, Emotionen und Selbstironie, das nicht nur auf den eigenen Erfahrungen der Schriftstellerin beruht, sondern in dem sich viele der Anwesenden wiederfanden.

„Ausgeblendet“ – ein Roman über den Algerienkrieg

Anschließend fesselte Donata Kinzelbach die Gäste mit Szenen aus dem Roman „Ausgeblendet“ von der algerischen Schriftstellerin Maïssa Bey (*1950 in Ksar el Boukhari) – ein kurzer, aber in seiner emotionalen Genauigkeit beeindruckender Roman, der von der zufälligen Begegnung dreier Menschen in einem Zug erzählt. Ein ehemaliger französischer Soldat trifft auf eine Algerierin, deren Vater im Unabhängigkeitskampf von den Franzosen verhaftet und ermordet wurde. Dieses Aufeinandertreffen von Täter und Opfer wird von der in französischer Sprache schreibenden Autorin mit einer faszinierenden psychologischen Genauigkeit dargestellt, die den Leser betroffen, aber nicht hoffnungslos zurücklässt.

„Stern von Algier“ – Ein Musikerschicksal zwischen Tradition und Moderne

Abschließend las die Literaturliebhaberin Passagen aus dem Roman „Stern von Algier“ von Aziz Chouaki (*1951), ein aufwühlender Musik-Roman, der anhand einer Biografie die politische Situation der 1990er Jahre darstellt. Auf der Flucht vor der immer stärker werdenden „Islamischen Heilsfront“, die die völlig neue Musik des 36jährigen Protagonisten Moussa Massy zwischen Rock und Maghreb als Werk des Teufels betrachten, kommt es zu einer tödlichen Auseinandersetzung. Der Musiker, der davon träumte, der Michael Jackson von Algier zu werden, wird zu 25 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis mutiert der einstmals weltoffene und liberale Hitparadenstürmer zu einem strenggläubigen Moslem, der den Dschihad als einzig wahren Weg akzeptiert. Durch die – vermeintliche – Distanz ermöglicht der algerische Autor, der zu den kreativsten der frankophonen Gegenwartsliteratur zählt, dass der Leser ein eigenes Bild entstehen lassen kann. Dabei wird die Sprache durch Sätze dominiert, die rasant – fast schon staccatoartig – daherkommen.

Im Anschluss an die Lesung stand die Verlegerin für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung. Musikalisch abgerundet wurde der literarische Brückenbau zwischen dem Maghreb und Deutschland von Adam Saidani (Oud und Geige) und Dr. Ibrahim Katbiel (Trommel).

Neugierig geworden? Die vorgestellten Romane können direkt bestellt werden unter http://www.kinzelbach-verlag.de/bestell.htm

Gestrandet; Elalamy, Youssouf Amine; aus dem Französischen von Barbara Gantner; 2015 Donata Kinzelbach Verlag; ISBN 978-3-927069-91-6; 145 S.; Euro 18,00

Mimi und Aïcha: Eine marokkanische Jugend in Europa; Oualdlhadj, Mina; aus dem Französischen von Addi Wild; 2009 Donata Kinzelbach Verlag; ISBN: 978-3-927069-94-7; 148 S.; Euro 18.00 

Ausgeblendet; Bey, Maïssa, aus dem Französischen von Christine Belakhdar, 2011 Donata Kinzelbach Verlag, ISBN: 978-3-942490-06-1; 88 S.; Euro 16,00

Stern von Algier; Chouaki, Aziz; aus dem Französischen von Barbara Gantner, 2011 Donata Kinzelbach Verlag, ISBN: 978-3-927069-92-3, 198 S., Euro 18,00

 

 

 

 




Maghreb-Kulturtage 2018 – Märchenstunden der anderen Art mit Naceur-Charles Aceval

Im Rahmen der Maghreb-Kulturtage 2018 vom 11.12. bis 15.12. mit dem Ziel, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und Menschen mit einem vielseitigen Veranstaltungsangebot über maghrebinische Kultur zusammenzuführen, fanden gleich zwei Märchenlesungen der besonderen Art statt. Dabei begeisterte der in Algerien geborene und heute in Baden-Württemberg lebende Märchenerzähler Naceur-Charles Aceval das Publikum mit Geschichten aus der Welt der Nomaden und Beduinen, während der aus Tunesien stammende Multiinstrumentalist Adam Saidani mit seiner Oud, Geige und Flöte für die musikalische Umrahmung sorgte.

Heiliger Couscous – Märchen aus dem Nomadenzelt

Das Motto des Märchenabends am 14. Dezember gab Naceur-Charles Aceval selbst vor: „Märchen sind in meiner Kultur etwas Besonderes. Genauso wie das traditionelle Couscous bei uns im Maghreb einen besonderen, ‚heiligen‘ Charakter hat, und als Opfergabe zu besonderen Anlässen gegeben wird, so gilt auch für das Erzählen von Märchen: sie sind ein Geschenk, eine Opfergabe!“

„Couscous Royal“ mit sieben Gemüsearten und sieben Gewürzmischungen

Und so durften die Gäste in den schönen Räumen von „Der Paritätische Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.“ an der Wandsbeker Chaussee 8 gleich beides erleben: Frau Nezha Aroui hatte einen „Couscous Royal“ mit sieben Gemüsearten und sieben Gewürzmischungen sowie Gebäck und Pfefferminztee vorbereitet. Passend dazu tischte Aceval den Gästen Geschichten aus dem Maghreb auf. Für die entsprechende Atmosphäre sorgten typische Dekostücke – ein orientalischer Wandbehang, die Flaggen von Algerien, Marokko und Tunesien sowie schöne handangefertigte Kerzenlampen aus Marokko. Und während Pfefferminztee, Couscous und Gebäck auf den Verzehr warteten, entführte Adam Saidani die Gäste mit der Oud in die Klangwelt des Maghreb. Anschließend begrüßte der Vorsitzende von Maghreb Haus e.V. und gebürtige Algerier Dr. Djalel Aroui die Interessierten und stellte die beiden Akteure vor.

Lass es weiterreisen das Wort!

Nun war es Zeit für den Märchenerzähler Naceur-Charles Aceval, die Bühne zu betreten. Um den Geist der Worte zu beschwören, begann der Erzählkünstler mit einigen Sätzen in seiner Muttersprache – Algerisch. Anschließend begrüßte er die zahlreich erschienenen Gäste mit der deutschen Übersetzung:

„Überall wo Menschen sind, lebt das Wort und reist mit ihnen. Menschen die Geschichten erleben, erzählt oder gehört haben kommen und gehen. Allein das Wort bleibt, reist und erreicht immer sein Ziel. Und wenn die Menschen längst fort sind, so lebt das Wort weiter und die Erzählungen reisen mit anderen Menschen. So ist das Wort heute zu Euch gekommen. Bewahrt es in Euren Herzen und erzählt es weiter, Euren Geschwistern, Euren Freundinnen und Freunden und Verwandten. Lasst es weiterreisen, das Wort! „Hört, damit die Geschichte weiterreisen kann! Hört, damit das Wort nicht stirbt!“

Alsbald zog Aceval das Auditorium mit seiner warmen, ruhigen Stimme und dem exotischen Akzent in seinen Bann. So erzählte er vom Hutmacher, der unter einem Mangobaum einschlief und feststellen musste, dass auch Affen seine Produkte schätzen, oder das poetische Märchen von der Sternenfrau, die den Vertrauensbruch durch ihren Ehemann nicht ertragen konnte und seither nie wieder auf der Erde gesehen war. Begeistert aufgenommen wurde auch das Märchen vom findigen jüdischen Wasserträger, der dem Strang als Strafe für den Diebstahl eines Leibes Brots nur durch seine Weisheit entkam. Berührt zeigten sich die Gäste auch von der Geschichte vom Mädchen und dem Löwen, das die Tiefe und Unheilbarkeit der durch Worte verursachten Verletzungen der Seele beschreibt. Schlussendlich enthielt jedes Märchen eine Weisheit, überbrachte eine Botschaft oder beeindruckte mit seinem eigenen Charme.

Märchen aus dem Maghreb für Schulkinder

Am 12. Dezember war Naceur-Charles Aceval bereits zu Gast an der Schule am Eichtalpark in Hamburg. Für eine Stunde entführte er Schülerinnen und Schüler sowie Eltern und Lehrer in eine andere Welt. Der gebürtige Algerier gab einen Einblick in das Leben der Nomaden und begeisterte mit Märchen, die ihm als kleiner Junge seine Großmutter erzählt hatte. Geschichten, die nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen, den Weg weisen und berühren. Die Kinder lauschten von Anfang bis Ende gebannt zu, stellten viele Fragen und bewunderten besonders die Vielfalt der Märchen. Begleitet wurde er diesmal auch musikalisch von Adam Saidani.

Zum Abschluss der Entführung in eine magische Welt gab der Märchenerzähler ein Rätsel auf: „Der Windhauch ist mein Feind, wenn ich jung bin, bin ich groß, wenn ich alt bin, bin ich klein, die Nacht sieht meinen hellen Schein.“ Eine kniffelige Aufgabe, deren Lösung die Kerze ist.




Verein versteht sich als Brückenbauer – Wochenblatt 12.2018

WANDSBEK Der Verein Maghreb Haus e. V. lädt zu den 1. Maghreb Kulturtagen vom 11. bis 15. Dezember ein. Lesungen, Märchen, Musik, Videos, eine Vernissage und kulinarische Köstlichkeiten sieht das Programm vor. Der Maghreb,das sind Tunesien, Marokko, Algerien, Mauretanien und Libyen – ist das kulturelle Bindeglied zwischen der arabischen und europäischen Welt. „Die Maghreb-Kulturtage haben das Ziel, eine Brücke zwischen den beiden Kulturen zu bauen“, so Dr. Aroui, Gründer und Vorsitzender des Vereins.