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Über eine andere Zeitrechnung und die Lehre aus dem Sufis für die Gegenwart. Was für ein Auftakt des Stammtisches der Kulturen im Zeichen Algeriens! Zufällig fiel der erste Termin 2018 der beliebten Veranstaltungsreihe auf den 12. Januar. Im Berber-Kalender markiert dieses Datum den Vorabend des Neujahrs, den „Jennayer“. Und so war das Kulturschloss Wandsbek gut besucht, bot der Abend für viele in Hamburg lebende Algerier, aber auch für Tunesier und Marokkaner (sie feiern einen Tag später) die wunderbare Gelegenheit, ihr „Sylvester“ gemeinsam zu feiern. Wie der Vorstandsvorsitzende des Maghreb-Hauses, Dr. Djalel Aroui, nach der Begrüßung der Gäste erläuterte, wurde der Kalender während des Römischen Reiches in der Provinz Africa eingeführt und blieb nach der muslimischen Eroberung im 7. Jahrhundert wegen seiner Orientierung an den Jahreszeiten insbesondere für die Landwirtschaft bedeutsam. Das traditionsreiche Neujahrsfest „Yennayer“ ist heidnischen Ursprungs und wird seit der Antike (950 v. Chr.) gefeiert. Noch heute trifft man sich am Vorabend des „Yennayer“ im größeren Familienkreis, kocht und isst gemeinsam. So auch im Kulturschloss Wandsbek! Doch bevor die zubereitete Tajine aufgetischt wurde, begrüßte Dr. Aroui mit Ali Ghandour vom Graduiertenkolleg Islamische Theologie in Münster einen besonderen Gast. Der gebürtige Marokkaner ist ehrenamtlicher Dozent beim Projekt Madrasah.de. Im Kulturschloss Wandsbek erwies sich der Arabist und Politikwissenschaftler als Experte für „Toleranz in der islamischen Mystik“. In seinem Vortrag ging der Referent auf Beispiele algerischer Sufis für eine tolerante Lehre ein, wie z.B. Abu Maydan Su ` ayb (gest. 1198) und Ibn Sab ` in (gest. 1271) sowie Imam al-Alawi (1869-1934). Als Grundpfeiler der Toleranz im Sufismus führte er auf 1. die Liebe, 2. die Nützlichkeit, 3. die Beschäftigung mit dem Selbst. Als Lehre aus dem Sufismus für die von Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz geprägte Gegenwart hielt Ghandour fest, dass es im Sufismus keine Trennung zwischen Sakralem und Weltlichem gäbe und jeder Mensch in seiner Tätigkeit, die Liebe und Nähe Gottes ersuchen könne. Anschließend stellte sich der Vortragsredner den zahlreichen Fragen aus dem interessierten Publikum. Und dann wurde endlich gefeiert! Nach typisch algerischer Tajine sorgten Samy Saidani (Keyboard), Adam Saidani (Geige), Dr. Ibrahim Katbiel (Trommel) und Erol (Tamburin)  für fröhliche, feierliche Neujahrs-Stimmung.

Der Vortrag über Yennayer von Dr. Aroui:yennayer-2968

Der Vortrag über Toleranz in der islamischen Mystik von Ali Ghandour: Tasawwuf-und-Toleranz 

 

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